Düsseldorf Knappe Ware: Zalando setzt Kunden unter Druck

Düsseldorf · Angaben über verfügbare Stückzahlen waren falsch. Es ist nicht der einzige Trick der Online-Händler.

Wer die Internetseite des Online-Händlers Zalando aufruft, sollte nicht davon ausgehen, dass er dort dem Zufall begegnet. Jedes Bild, jede Positionierung, jeder Text - alles wird immer wieder anhand von Daten überprüft und angepasst. So ist das Berliner Start-up innerhalb weniger Jahre zum Milliardenkonzern geworden. So macht es letztlich auch jeder andere Händler. Die Frage ist nur, wo die Grenze zwischen kleinen Tricks und Verbrauchertäuschung verläuft.

Stichproben des NDR-Wirtschafts- und Verbrauchermagazins "Markt" haben nun ergeben, dass Zalando wohl zumindest in einem Fall etwas zu weit gegangen ist. Zahlreiche Artikel, die beim Versandhändler mit dem Hinweis "drei Artikel verfügbar" ausgewiesen waren, konnte das NDR-Team bei Stichproben sogar fünf oder zehn Mal bestellen.

"Das ist einer der ältesten Marketing-Tricks der Welt. Sobald eine Knappheit suggeriert wird, kaufen die Kunden eher", sagt Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU. Die Methode wird nicht nur von Zalando eingesetzt, auch andere Online-Händler wie Amazon oder Hotel-Buchungsportale weisen darauf hin, dass manche Artikel beziehungsweise Zimmer nur noch in geringer Stückzahl verfügbar sind - oder sich gleichzeitig mehrere Personen dieses Hotel ansehen. Da steigt die Versuchung, schnell zuzuschlagen, um nicht am Ende leer auszugehen.

Zalando bestreitet das Vorgehen auf Nachfrage nicht. Eine Sprecherin erklärte: Wenn auf der Internetseite angegeben worden sei, dass es nur noch einen oder zwei Artikel gebe, sei dies korrekt gewesen. Mit der Angabe "drei Artikel verfügbar" habe Zalando dagegen dem Kunden lediglich deutlich machen wollen, dass nur noch eine geringe Stückzahl vorhanden sei und er bei Interesse nicht zu lange mit der Bestellung warten dürfe. Inzwischen seien die Daten auf der Internetseite allerdings korrigiert. Der Wettbewerbsverband hat Zalando trotzdem eine Abmahnung geschickt - wegen Irreführung des Verbrauchers.

Es ist längst nicht der einzige Trick, den Zalando und Co. anwenden, um ihre Waren noch besser an den Kunden zu bekommen. So zeigen bei Zalando auf Fotos die Schuhspitzen stets nach links, weil Datenauswertungen ergeben haben, dass sie sich dann minimal besser verkaufen. Andere Anbieter stehen im Verdacht, Kunden andere Preise anzuzeigen, je nachdem welches Smartphone sie beim Besuch der Webseite benutzen. Der Grund: Kunden mit Apple-Produkten gelten als zahlungskräftiger.

(frin)
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