Yogamatte bis Crosstrainer Was Sie vor dem Kauf eines Fitnessgeräts wissen sollten

Düsseldorf · Bekomme ich bei einer sportmedizinischen Untersuchung Geld von der Krankenkasse zurück? Wie viel kostet eine gute Matte? Und lohnt sich der Kauf eines Heimtrainers als Ausgleich zum Homeoffice? Wir geben die wichtigsten Antworten.

 Die Stiftung Warentest hat acht verschiedene Crosstrainer getestet. Das Ergebnis: Viel Geld für viele Mängel.

Die Stiftung Warentest hat acht verschiedene Crosstrainer getestet. Das Ergebnis: Viel Geld für viele Mängel.

Foto: dpa-tmn/Ralph Kaiser

Trainingsgeräte für zuhause sind seit der Pandemie gefragter denn je. Laut Deutschem Industrieverbands für Unternehmen des Fitness- und Gesundheitsmarktes (DIFG) gaben Privatleute für Sportgeräte im Jahr 2019 im Fachhandel 250 Millionen Euro aus, 2020 waren es 300 Millionen Euro, im vergangenen Jahr sogar rund 350 Millionen Euro. „Vor allem auf dem Markt für Trainingsaccessoires wie Matten, Widerstandsbänder oder Hanteln hat es über die gesamte Pandemie hinweg ein Wachstum von etwa 200 Prozent gegeben“, sagt Ulrich Kürschner, Vorstandsmitglied für die Sektion Heimsport beim DIFG. Auch bei den großen Geräten wie Ergometern oder Heimtrainern – in Deutschland laut Kürschner bereits seit Jahren beliebt – habe es einen deutlichen Zuwachs von etwa 70 bis 80 Prozent gegeben. „Mittlerweile hat sich zwar bereits ein Sättigungsgrad eingestellt. Wir stellen aber fest, dass einige das Training zuhause für sich entdeckt haben und sich jetzt zum Beispiel neben einem Crosstrainer noch ein Laufband gekauft haben oder abwechselnd im Fitnessstudio und in der Wohnung trainieren“, sagt Kürschner. Doch worauf sollten Verbraucher beim Kauf eines Fitnessgeräts achten? Und wie beugen sie beim Training am besten Verletzungen vor? Eine Übersicht.

Bei der Vorbereitung Wer nach einer längeren Pause wieder mit dem Sport anfängt oder seine Routine ändert, sollte sich laut der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention unbedingt vor dem Trainingsstart ärztlich durchchecken lassen. Viele Krankenkassen bieten Zuschüsse zu einer sportmedizinischen Untersuchung als Extraleistung an – darunter zum Beispiel die DAK-Gesundheit, die Bergische Krankenkasse, die Mobil Krankenkasse und die BKK Wirtschaft und Finanzen. Voraussetzung dafür ist in der Regel, dass der Patient einen Vertragsarzt seiner Krankenkasse mit der Zusatzbezeichnung „Sportmediziner“ aufsucht. Nach der Untersuchung erhält der Versicherte eine Rechnung, die er bei der Kasse zur Erstattung einreichen kann. Zum Check gehören meist eine Anamnese der Krankengeschichte, ein Lungenfunktionstest und ein EKG in Ruhe und Belastung. Der Arzt klärt abschließend über die Befunde auf und gibt Tipps für das geplante Training. Die Höhe der Zuschüsse liegt laut Stiftung Warentest je nach Kasse zwischen 30 und 750 Euro. Einige zahlen ihn jährlich, andere in größerem Abstand. Die Techniker Krankenkasse gewährt alle zwei Jahre einen Zuschuss mit maximal 120 Euro. Pro Rechnung werden 80 Prozent der Gesamtkosten übernommen. Zahlt die Kasse zu einer sportmedizinischen Untersuchung nicht dazu, kann ein Gesundheits-Check beim Hausarzt eine Alternative sein. Er gilt für alle ab 35 Jahren als reguläre Kassenleistung. Ab 18 Jahren ist ein einmaliger Check möglich.

Bei den großen Geräten „Wer sich ein Rudergerät oder ein Ergometer kauft, sollte sich die Anschaffung auf jeden Fall gut überlegen. Hier ist man schnell im vierstelligen Bereich. Im besten Fall sollte man ein Gerät also vorher schon einmal im Fitnessstudio oder zumindest beim Hersteller vor Ort getestet haben“, sagt Thimo Wiewelhove. Er ist Professor für Trainingswissenschaft an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf. Ein Heimtrainer sei aus seiner Sicht zwar gut für Einsteiger geeignet. Wer allerdings ohnehin den ganzen Tag bei der Arbeit sitze, für den könne das Strampeln auf dem Fahrradsitz des Heimtrainers ein zu geringer Ausgleich zum Alltag sein. Mit einem Rudergerät lassen sich laut Wiewelhove hingegen sowohl der Oberkörper als auch die Beine gut trainieren. Verbraucher sollten dabei darauf achten, dass sowohl die Sitzschale passt als auch die Füße einigermaßen gut fixiert sind. Ein Crosstrainer eignet sich eigentlich besonders gut, um etwa nach einer Krankheit das Herz, den Kreislauf und viele Muskeln wieder auf Touren zu bringen.

In einer aktuellen Untersuchung der Stiftung Warentest musste das Expertenteam bei den Geräten jedoch viele Mängel feststellen. Geprüft wurden acht Crosstrainer zu Preisen von 450 bis 1300 Euro. Wirklich empfehlen können die Tester davon keinen. Sieben Crosstrainer fielen komplett im Test durch. Selbst das teuerste Gerät des Herstellers Finnlo ist mangelhaft. Nur das 600 Euro teure Modell von Christopeit lässt sich laut Stiftung Warentest ohne größere Gefahren verwenden und erreicht gerade noch ein Ausreichend.

Ein Problem ist bei fast allen Crosstrainern die Stabilität. Die Rohre zum Festhalten verbiegen sich beim Belastungstest oder brechen sogar ab. Auch Schadstoffe in Kappen und Griffen, Verletzungsgefahren für Finger und Füße sowie falsche Trainingswerte wurden bei vielen Geräten vermerkt. Das Modell „OneGX50“ forderte in einer Leistungsstufe etwa mehr Watt (also mehr Krafteinsatz beim Treten) als laut Anzeige eingestellt. Bei den Modellen „Syros Pro“ von Horizon Fitness und „Optima 400“ von Kettler war das in fast allen Leistungsstufen der Fall. Das kann zu einer Überlastung führen – für Menschen mit Vorerkrankungen durchaus eine Gefahr.

Bei den Accessoires Für das Heimtraining reicht je nach Sportart oft bereits eine einfache Matte aus. Die österreichische Partnerzeitschrift der Stiftung Warentest, Konsument, hat im vergangenen Jahr in einem internationalen Gemeinschaftstest insgesamt 16 Yogamatten mit Preisen zwischen 15 und 115 Euro getestet. Genau die Hälfte der Matten konnte überzeugen. Die Testsiegerin „Grip & Cushion III“ von Casall punktete laut den Experten vor allem mit Haltbarkeit und Rutschfestigkeit. Sie ist mit einem Preis von 100 Euro eines der teuersten Exemplare. Auf den Plätzen zwei und drei landeten die Modelle „Harmony“ von Jade Joga und „Everyday“ von B Mat. Beide Matten gibt es für etwas unter 80 Euro. Die drei Gewinner sind alle aus Naturkautschuk gefertigt – Allergiker sollten hier also aufpassen. Nur der Testsieger enthält auch einen Kunststoffanteil. Die günstigste gute Matte („Asana“ von Bodhi) besteht ganz aus Kunststoff und kostet 20 Euro.

Wer als Einsteiger noch auf weitere Trainingsaccessoires zurückgreifen möchte, für den eignen sich laut Thimo Wiewelhove besonders gut Widerstandsbänder. „Mit ihnen lassen sich bereits viele gute Übungen machen – und das ohne viel Geld in die Hand zu nehmen.“ Ein Band für zuhause gibt es bereits ab etwa 8 Euro zu kaufen. Das Training mit Hanteln sei laut dem Düsseldorfer Professor zwar attraktiv, aber auch anspruchsvoller. Anfänger sollten sich vor dem Start am besten zur richtigen Ausführung beraten lassen oder an einem Kursus teilnehmen.

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