Wolfgang Clement Ein Streitbarer wird 80

Berlin · Wolfgang Clement war schon vieles. Wirklich beliebt war er nie. Als NRW-Ministerpräsident, streitbarer Sozialdemokrat und Superminister für Arbeit und Wirtschaft formte er das Land über Jahre entscheidend mit – bis er sich mit seiner Partei überwarf. Heute feiert er seinen 80 Geburtstag. Ein Blick auf den Mann, der von sich selbst sagt, er habe viel Glück gehabt im Leben.

 Wolfgang Clement, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit und ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Wolfgang Clement, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit und ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Vor fast genau 16 Jahren schlug Wolfgang Clement geballte Wut entgegen. Tausende Menschen gingen auf die Straße und riefen „Wir sind das Volk!“. Sie wehrten sich heftig gegen die Arbeitsmarktreformen der damaligen Bundesregierung, die bis heute als „Hartz-Gesetze“ wirken – und die ein Mann maßgeblich umsetzen musste: der Superminister aus Berlin, Sohn eines Maurers aus Bochum, Wolfgang Clement. An diesem Dienstag feiert der seinen 80. Geburtstag.

Clement blickt auf ein Leben zurück, in dem er nach eigenen Worten viel Glück gehabt hat. Seine Amtszeit von 2002 bis 2005 im rot-grünen Kabinett von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sei jedoch die größte Herausforderung seiner politischen Karriere gewesen, sagte Clement vor einigen Jahren. Eine Zeit, in der seine Entfremdung von der SPD begann und die 2008 mit einem freiwilligen Parteiaustritt endete.

Für diese Herausforderung in Berlin, die Clement um des Gestaltungswillens annahm, hatte der Jurist aber nicht gekämpft. Im Gegenteil. Schröder musste den Vater von fünf Töchtern überreden, das Amt des NRW-Ministerpräsidenten für den Wechsel nach Berlin aufzugeben. Ein Amt, in dem Clement 1998 in die fast schon übermenschlich großen Fußstapfen seines Freundes und Förderers Johannes Rau getreten war.

Deren gemeinsame Zeit reicht zurück bis an den Anfang der 1980er Jahre. Clement war damals Journalist bei der „Westfälischen Rundschau“, als er im Namen von Willy Brandt das Angebot bekam, SPD-Parteisprecher zu werden. Im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur anlässlich seines Geburtstages sagt Clement heute, dass er damals Rau als NRW-Ministerpräsidenten und SPD-Landeschef um Rat fragte und der ihm zuriet, das Angebot anzunehmen. Damit begann ein steiler aber nicht geradliniger Aufstieg des Wolfgang Clement in der deutschen Sozialdemokratie. Er musste als Sprecher mit den „großen Drei“ der SPD umgehen lernen: mit Parteichef und Ex-Kanzler Brandt, mit dem amtierenden Kanzler Helmut Schmidt und mit Fraktionschef Herbert Wehner. Keine leichte Aufgabe, denn Brandt und Wehner sprachen damals kaum noch miteinander.

Doch Clement mangelte es nie an Selbstbewusstsein. Im Streit mit Brandt und Rau über die Inhalte des Wahlkampfes 1987 warf er den Job des Sprechers hin, kehrte für zwei Jahre als Chefredakteur der Hamburger Morgenpost in den Journalismus zurück, um dann doch wieder dem Ruf von Rau zu folgen Chef der NRW-Staatskanzlei zu werden. Fortan galt er als Raus Kronprinz und trat neun Jahre später dessen politisches Erbe an Rhein und Ruhr an.

Clement, der heute der FDP nahe steht und Kuratoriumsvorsitzender der – zumindest aus SPD-Sicht – neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist, bleibt ein politisches Kaliber, das es seinen Wegbegleitern nie leicht gemacht hat. Hohe Beliebtheitswerte bekam er selten, das Land prägte der zuweilen jähzornige und unerbittliche Manager der Agenda-Reformen jedoch wesentlich mit.

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