Streit um Verkehr in Düsseldorf Nach den Ferien zeigt sich das wahre Gesicht der Umweltspuren

Meinung | Düsseldorf · Am Montag wird es ernst. Dann startet die Jetzt-hat-keiner-mehr-Ferien-Zeit und die Düsseldorfer Umweltspuren werden zeigen, was in ihnen steckt. Stau, Stress und vor allem viel mehr Luftverschmutzung sind garantiert. Ein Kommentar.

 Ein Hinweisschild, welches die erlaubten Fahrzeuge anzeigt, steht neben der neu eingerichteten Umweltspur in der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt.

Ein Hinweisschild, welches die erlaubten Fahrzeuge anzeigt, steht neben der neu eingerichteten Umweltspur in der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt.

Foto: dpa/David Young

Schon während der vergangenen Wochen hat sich gezeigt, was die Spuren sind: der hilflose Versuch einer Stadtverwaltung, Umweltauflagen dem Buchstaben, aber nicht dem Sinne nach zu befolgen. Gewiss: Die Stadt hat lange die Überschreitung der Stickoxidgrenzwerte hingenommen, die nicht böse Mächte, sondern die EU und damit letztlich staatlich legitimierte Organe erlassen haben. Erst als der als Umwelthilfe getarnte Abmahnverein die Stadt verklagte, bewegte sich etwas.

Warum aber schlägt die Stadt nicht bei Richard Thaler nach, dem Wirtschaftsnobelpreisträsger 2017? Der hatte den Preis für seine Nudging-Theorie erhalten. Dabei hat er nachgewiesen, wie viel weiter ein Staat kommt, wenn er seine Bürger „anstupst“ (nudge), will er sie zu nachhaltigen Änderungen ihres Verhaltens bewegen:  Wer etwa in seiner Steuererklärung den Hinweis erhält, dass x Prozent der Nachbarn schon Steuern gezahlt haben, zahlt auch selbst schneller, so das Ergebnis.

Davon kann in Düsseldorf keine Rede sein. Entgegen ihrem Selbstverständnis ist die Stadt nicht radfreundlich, wie ich regelmäßig erfahre: Fahrradautobahnen, die im Nirwana enden oder nur stückweise beleuchtet sind, fehlende oder lebensgefährliche Radwege sowie radunfreundliche Ampelschaltungen schrecken ab.

Die jetzt eingeführten Umweltspuren sind kein Stups, sondern sinnlos - sie führen dazu, dass Autofahrer noch länger unterwegs sind, was die Schadstoffemissionen erhöht, Anwohner belastet, Pendler quält,  für die das Rad und auch die notorisch unzuverlässige Rheinbahn keine realistischen Alternativen sind, Handwerkern und Pflegediensten das pünktliche Arbeiten unmöglich macht. Zurück auf los, sollte Düsseldorf gehen - die Umweltspuren sofort stoppen und erstmal eine alternative Infrastruktur schaffen. Das wäre Nudging, nicht einfallslose Verbotsbürokratie.

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