Kolumne Die Ökonomin Eurowings lernt nicht dazu

Düsseldorf · Wieder lässt Eurowings Passagiere stehen. Umso attraktiver ist die Idee der Grünen, Inlandsflüge zu verbieten. Das stärkt Klimaschutz und Nerven.

 Annullierte Eurowings-Flüge im November 2018.

Annullierte Eurowings-Flüge im November 2018.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Es hätte schön sein können: Hochzeit am 15. Juni in Norddeutschland, und wir fliegen eben mit Eurowings nach Hamburg. Doch in der Nacht vor dem Abflug sendet Eurowings eine Mail: annulliert. Ursachen? Alternativen? Dazu sagt das Unternehmen nichts. Es ist nicht das erste Mal, dass die Lufthansa-Tochter uns stehen lässt. Und erneut ist das Beschwerde-Management dürftig. Erst hören wir nichts, dann gibt es den Standard-Brief zur Abwehr nerviger Kunden: „Ursächlich waren außergewöhnliche Umstände, die wir trotz gründlicher Planung leider nicht vermeiden konnten. Die gesetzlichen Regelungen sehen keine Entschädigungszahlung vor, wenn ein außergewöhnlicher Umstand vorliegt.“ Was dieser Umstand war? Unwetter, Streik, Pilot verschlafen? Wir wissen es nicht.

Klar ist: Fluggesellschaften haben großes Interesse, Ausfälle auf außergewöhnliche Umstände zu schieben. Den sonst müssen sie die Kosten der Ersatzbeförderung tragen und eine Entschädigung zahlen (allein 250 Euro pro Passagier bei Flugstrecken bis 1500 Kilometer). Daher ist es interessant zu wissen, wer wirklich schuld war.

Man könnte den Verdacht haben, dass die Air-Berlin-Übernahme Eurowings bis heute überfordert. Flugpläne und Kapazitäten sind trotz der Entlastungsmaßnahmen von Eurowings offenbar so eng, dass es immer wieder Probleme gibt. Und nicht immer kann sich die Airline herausreden: Die Kosten für Flugausfälle und Verspätungen stiegen 2018 in der ganzen Lufthansa-Gruppe um 70 Prozent auf 518 Millionen Euro, darunter 250 Millionen Euro an Entschädigungen. Tausende Passagiere haben Eurowings auf Entschädigungen verklagt.

Doch vielleicht hat sich die Sache bald auf andere Art erledigt: Die Grünen wollen Inlandsflüge prohibitiv hoch besteuern, dass es nach 2035 gar keine Inlandsflüge mehr gibt, zumal das eingenommene Geld in den Ausbau des Bahnnetzes und die Reduzierung der Mehrwertsteuer für Bahntickets gesteckt werden soll. Das würde nicht nur den Klimaschutz stärken, sondern auch die Nerven vieler Eurowings-Kunden. Das nächste Mal nehmen wir gleich die Bahn.

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