Kolumne Die Ökonomin Griechenlands Auferstehung

Vor vier Jahren war Griechenland am Ende, nun wächst es wieder und kehrt an den Kapitalmarkt zurück. Doch die Rückfallgefahr für den griechischen Patienten ist groß.

 Antje Höning / für Kolumne

Antje Höning / für Kolumne

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So schnell kann es gehen: Am 29. Juni 2015 erreichte das griechische Drama seinen Höhepunkt: Die Banken blieben geschlossen, zuvor hatte es einen stillen Bankensturm und lange Schlangen vor den Geldautomaten gegeben. Das hochverschuldete Land, das mit Europa auf immer neuen Krisengipfeln pokerte, war am Ende. Regierungschef Alexis Tsipras und Finanzminister Yanis Varoufakis waren mit ihrer Frontalopposition gegen die verhassten Helfer gescheitert.

Keine vier Jahre später hat sich das Bild radikal gewandelt: Die griechische Wirtschaft wächst nach acht Jahren Rezession wieder, 2018 um 1,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote ist mit 19 Prozent weiter hoch, aber gegenüber den einstigen 27 Prozent deutlich gefallen. Im August endete das letzte Hilfsprogramm, nach Jahren der Aussperrung kehrte Athen an den Kapitalmarkt zurück. Am Freitag gaben die Euro-Finanzminister eine Milliarde Euro frei, die sie Athen bei Erledigung weiterer Reformen versprochen hatten. Das Geld stammt aus Zinsgewinnen, die die Helfer mit griechischen Staatsanleihen gemacht hatten.

Ende gut, alles gut? Man muss Tsipras zugute halten, dass er seinen Crashkurs änderte: Er schasste Varoufakis und akzeptierte Reformauflagen. Die Touristen kehrten zurück. Doch strukturell kommt die Wirtschaft kaum voran - auch weil der linke Staatschef Steuerreformen und Privatisierungen weiter für Teufelszeug hält. Die einfachen Bürger hat er mit illusionären Versprechen getäuscht, viele zahlen mit Armut für die Zickzack-Politik der Vergangenheit. Bald soll neu gewählt werden, für Tsipras sieht es nicht gut aus. Die Sorge, dass er mit teuren Wahlgeschenken den zarten Aufschwung abwürgt, ist groß. Die Rückfallgefahr für den griechischen Patienten bleibt hoch.

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