Kolumne: Die Ökonomin Warum die Achterbahn der Spritpreise gut ist

Bis zu 14-mal am Tag ändern Tankstellen ihre Preise. Peak Load Pricing nennen Ökonomen das. Was viele Kunden nervt, ist Zeichen eines wachsenden Wettbewerbs.

Viele Autofahrer fühlen sich veräppelt: Kostete das Benzin am Abend noch 1,29 Euro pro Liter, sind es am nächsten Morgen plötzlich 1,38 Euro, bevor es wieder abwärts geht. Seit die Tankstellen ihre Preise der Transparenzstelle des Kartellamtes melden müssen, fahren die Werte Achterbahn. Bis zu 14 Mal am Tag ändern sie sich - und das in großen Sprüngen. Ein Zeichen für mehr Abzocke oder für mehr Wettbewerb?

Diese flexible Art der Preisgestaltung nennen Ökonomen "Peak Load Pricing". Dabei versuchen Anbieter, die Preise so zu setzen, das sie die zeitlich wechselnden Knappheiten reflektieren und die Zahlungsbereitschaft der Kunden bestmöglich abgeschöpft werden kann. So können die Anbieter auf dem Höhepunkt ("Peak") der Nachfrage deutlich mehr verlangen als zu mauen Zeiten. Auf diese Art legen Fluglinien und auch die Bahn ihre Preise fest. Deshalb zahlen Frühbucher weniger als Spätentschlossene.

Nun haben Mineralölkonzerne das Peak Load Pricing entdeckt. Morgens, wenn viele vor der Arbeit oder Reise volltanken wollen, ist die Nachfrage hoch, der Sprit daher teurer. Zwischen 17 und 19 Uhr wollen alle nach Hause, Nachfrage und Preise sinken. Nachts, wenn nur wenige Tankstellen geöffnet haben, wird Benzin knapper und teurer.

Das Hin und Her nervt viele Kunden. Doch ist es auch schlecht? Nein, meinen Ökonomen wie Justus Haucap. Der Düsseldorfer Wettbewerbs-Experte ist sogar überzeugt, dass die Achterbahnfahrten ein Zeichen für den besser funktionierenden Wettbewerb auf dem Spritmarkt sind. Sie zeigen, dass die Tankstellen schneller als bisher auf die Konkurrenz reagieren. Besonders fix sind dabei Supermarkt- und Waschstraßen-Tankstellen, bei denen der Spritverkauf Nebensache ist.

Richtig glücklich sind Verbraucher dennoch nicht, wenn sie auf den Ölpreis schauen. Von Januar 2014 bis Januar 2015 halbierte er sich. Zugleich sank der Benzinpreis nur um 15 Prozent. Das liegt aber weniger an der Macht der Mineralölkonzerne als am hohen Anteil der fixen staatlichen Abgaben.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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