Kolumne: Die Ökonomin Macht Vollgeld das Bankensystem sicherer?

Die Schweizer stimmen darüber ab, ob man Banken die Geldschöpfung verbieten soll. Auch deutsche Experten finden die Idee gut. Tatsächlich ist sie riskant und überflüssig.

Wenn das nicht typisch Schweiz ist! 2018 stimmen die Eidgenossen über eine Idee ab, die gerade unter dem Slogan "Nur echte Franken für mein Konto" beworben wird. Die "Vollgeld-Initiative", der auch Professoren angehören, fordert, Banken die Geldschöpfung zu verbieten und diese allein der Notenbank zu überlassen. So wollen die Initiatoren Finanzkrisen wie 2007 verhindern.

Der Ansatz ist interessant. Denn anders als viele denken, machen Scheine und Münzen nur einen kleinen Teil unseres Geldes aus. Der größte Teil ist Buchgeld. Das schaffen Banken aus dem Nichts - indem sie Kredite an Firmen und Bürger vergeben und diesen einen entsprechenden Betrag auf dem Girokonto gut schreiben. Daher ist in Krisen auch die größte Sorge, dass Sparer Banken stürmen und ihr Geld in Scheinen abheben wollen, die gar nicht im Tresor liegen. Um einen Bank-Run zu verhindern, rettet die Politik immer wieder Institute.

Die Vollgeld-Initiative will Banken und Sparkassen nun die Kredit- und Geldschöpfung verbieten. Stattdessen sollen sie nur noch Geld verleihen, dass ihnen Sparer zuvor auch geliehen haben. Die Institute werden damit vom Geldschöpfer zum Kreditvermittler degradiert.

Selbst Thomas Mayer, einst Chefvolkswirt der Deutschen Bank, findet die Idee gut. Das macht sie nicht überzeugender. Denn Banken sind nicht so zügellos, wie Kritiker meinen. Sie müssen nach den "Baseler Regeln" Eigenkapital für ihre Kreditrisiken vorhalten. Und sie müssen (jedenfalls in normalen Zeiten) der Notenbank einen Refinanzierungszins zahlen. Die Bundesbank glaubt daher nicht, dass die Umstellung auf Vollgeld das Finanzsystem stabiler machen würde. Stattdessen fürchtet sie, dass es bei einer Umstellung, die die gesamte Volkswirtschaft erfasst, zu riskanten Verwerfungen kommt. Kredite, egal ob für Häuser oder Maschinen, dürften schlagartig teurer werden - oder gar nicht mehr vergeben werden. Und so versenken die Schweizer diese Initiative hoffentlich genauso in ihren Bergseen wie 2016 die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumen@rheinische-pos.de

(RP)
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