Die Ökonomin Klimaschutz – wenn der Markt versagt

Der Emissionshandel ist besser als sein Ruf. Er sorgt dafür, dass die Umwelt einen Preis bekommt, für deren Belastung die Unternehmen zahlen müssen.

Auch die größten Fans der Marktwirtschaft wissen: Der Markt kann versagen – zum Beispiel, wenn Ressourcen im Spiel sind, für die keine Eigentumsrechte definiert sind. Himmel, Flüsse, Meere gehören allen und keinem. Jahrelang bliesen Unternehmen Schadstoffe und klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid in die Luft, ohne dafür zahlen zu müssen. Dabei verursachten sie sehr wohl Schäden – bei anderen. Ökonomen sprechen von "negativen externen Effekten".

Vorschläge, wie man diese internalisieren (also den Verursacher zur Kasse bitten) kann, füllen Bücher zur Umweltökonomie. Man kann den Ausstoß verbieten, ihn besteuern – oder in den Marktprozess einbeziehen. Und das macht Europa mit dem Emissionshandel. Viele Unternehmen müssen nun für jede Tonne Kohlendioxid, die bei der Produktion entstehen, ein Zertifikat erwerben. Zuvor hat die EU eine Gesamtmenge an Zertifikaten festgelegt. Je größer die Nachfrage nach ihnen ist , desto höher ihr Preis.

Doch wegen der Rezession in Südeuropa (und des Ökostrom-Booms) fiel die Nachfrage nach Zertifikaten geringer aus als erwartet. Um den Preis zu treiben, wollte die EU-Kommission Zertifikate aus dem Markt nehmen. Das EU-Parlament hat das abgelehnt – aus guten Gründen:

Die Zertifikate-Verknappung ist gar nicht nötig. Denn das eigentliche Ziel, den CO2-Ausstoß zu senken, ist ja erreicht – wenn auch durch die Rezession. Sobald Europas Wirtschaft wieder anspringt, werden die Zertifikats-Preise steigen. Das wissen die Unternehmen, deshalb lohnt es sich mittelfristig, in CO2-arme Technik zu investieren.

Zudem verschiebt eine Verknappung nur das Problem. Die Zertifikate, die die EU jetzt einbehält, will sie eigentlich in sechs Jahren wieder auf den Markt bringen. Und wenn sie diese doch dauerhaft kassiert? Dann kann sie den Emissionshandel gleich lassen und den Preis für Klimabelastung politisch setzen. Kann man machen, hat mit Marktwirtschaft aber nichts mehr zu tun.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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