Kolumne: Die Ökonomin Die Zinswende bleibt aus - leider
Überraschend hat die amerikanische Notenbank die Leitzinsen nicht erhöht. Sie macht sich zum Büttel der Politik. Der Monetarismus hat weltweit abgedankt.
Seit zwei Jahren erwarten die Finanzmärkte, dass die US- Notenbank Fed die Zinswende startet. Am Donnerstag sollte es endlich so weit sein. Doch die Revolution blieb aus. Janet Yellen, Fed-Chefin und mächtigste Ökonomin der Welt, kneift. Sie lässt die kurzfristigen Zinssätze in der Bandbreite zwischen null und 0,25 Prozent. Gesunde Vorsicht oder gefährlicher Attentismus?
Die im Fokus stehende "Federal Funds Rate" ist der Zinssatz, zu dem Banken sich gegenseitig Tagesdarlehen geben. Mit ihm steuert die Fed, wie viel Geld der Volkswirtschaft zur Verfügung steht. Eine Anhebung hätte die Geldbeschaffung für die Banken verteuert, diese hätten in der Folge auch die Kreditzinsen für die Verbraucher und die Firmen erhöht.
Deutsche Ökonomen fordern, dass die Fed genau das tun muss. Ende 2008 hatte die Notenbank den Leitzins gesenkt, um die Folgen der Finanzkrise abzufedern. Nun ist die Krise überwunden, es ist höchste Zeit, die Zinsen zu normalisieren. Zumal die Gefahr groß ist, dass die Fed mit ihren Nullzinsen eine neue Immobilienblase anheizt.
Doch Janet Yellen tickt anders. Krisenvermeidung? Regelgebundene Geldpolitik? Das dürfte in ihren Augen altes Denken sein. Yellen hat nur eins im Sinn: den amerikanischen Arbeitsmarkt. Dessen Boom sieht sie gefährdet durch die China-Krise. Da will sie prophylaktisch gegenhalten. Die Zeiten, in denen der US-Ökonom Milton Friedman mit seiner Forderung nach einer straffen, regelgebundenen Geldpolitik ("Monetarismus") die internationale Wirtschaftspolitik bestimmte, sind damit endgültig vorbei. China, Japan, USA und auch die Europäische Zentralbank unter Mario Draghi - keiner schert sich mehr um den Monetarismus. Dabei wollte dieser verhindern, dass sich Notenbanken zum Büttel der kurzfristig denkenden Politik machen. Nur die Deutsche Bundesbank hält noch einsam die Friedman-Fahne hoch.
Billiges Geld als Droge für die Kapitalmärkte ist gefragt. Eine gefährliche Entwicklung. Die nächste Krise kommt bestimmt.
Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de