Kolumne: Die Ökonomin Die Inflation ist zurück - zum Glück

Der Anstieg der Verbraucherpreise um 1,7 Prozent ist Zeichen einer Normalisierung. Nun kann und muss die EZB vom Gas gehen, um negative Realzinsen zu verhindern.

Im Dezember schrillten bei manchen die Alarmglocken: Die Preissteigerungsrate sprang von 0,8 im November auf 1,7 Prozent in die Höhe. Für viele Deutsche, die traditionell große Sorge vor Inflation haben, ein dramatischer Anstieg.

Tatsächlich aber gibt es viele Gründe, sich über den Anstieg zu freuen. 1,7 Prozent höhere Verbraucherpreise bedeuten ja nicht, dass wir in die 70er Jahre zurückfallen, als diese um über fünf Prozent und mehr zulegten. 1,7 Prozent sind gar keine Inflation. Davon sprechen Ökonomen erst bei einer Phase stetig steigender Preise. Der jüngste Anstieg bedeutet nur eine Normalisierung, die Gefahr einer Deflation schwindet. Steigende Preise sind schlicht das Spiegelbild einer boomenden Wirtschaft: In Deutschland haben die Arbeitnehmer zuletzt gute Lohnerhöhungen durchgesetzt, nun gelingt es Firmen, einen Teil an die Kunden weiterzugeben.

Zugleich geht ein Teil des Anstiegs auf die Energie zurück: Rohöl, das auf ungesunde 30 Dollar je Barrel gefallen war, notiert wieder bei 50 Dollar. Das ist für ölexportierende Länder, die in Rezessionen stecken und als Nachfrager am Weltmarkt schwächeln wie Russland, eine gute Nachricht - und eine gute Nachricht für die Weltkonjunktur.

Vor allem nähert sich der Preisanstieg nun wieder der Zielgröße von rund zwei Prozent, die sich die Europäische Zentralbank (EZB) gesetzt hat und seit Jahren verfehlt. Das nahm EZB-Präsident Mario Draghi gerne zum Anlass, um seine expansive Geldpolitik stärker auszuweiten und die Zinsen bei null zu halten.

Wenn nun die Preise wieder anziehen, kann die EZB langsam aus der lockeren Geldpolitik aussteigen. Sie muss es sogar, um den Sparer nicht doppelt zu bestrafen: Seit er keine Zinsen mehr bekommt, fällt die Belohnung für Vermögensbildung aus. Wenn jetzt noch die Preise steigen, wird der Realzins negativ und das Vermögen real entwertet.

Die Politik muss Draghi helfen, auf den Pfad der Tugend zurückzukehren. Wenn sie die Euro-Krise, die sich aktuell in Form der italienischen Bankenkrise zeigt, löst, wird Draghi von der Zins-Bremse gehen.

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(RP)
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