Kolumne: Der Ökonom Was Benachteiligte wirklich voranbringt

Diversity heißt das neue Zauberwort in den Unternehmen. Danach sind ethnisch und geschlechtlich gemischte Teams besser als homogene. Doch dafür gibt es keine Belege.

Der Markt für Führungspositionen ist oft garstig. Bisweilen hat es den Anschein, als käme nur eine bestimmte Gruppe nach oben: weiß, männlich, mit gutem Elternhaus. Frauen, Migranten oder Arbeiterkinder haben kaum eine Chance.

Viele neuere Untersuchungen in verschiedenen Industrieländern sprechen dafür, dass der Befund nicht ganz falsch ist. In seinem epochalen Werk "The son also rises" ("Der Sohn steigt gleichfalls auf") kommt der Ökonom Gregory Clark gar zu dem Schluss, dass sich weltweit am Ende immer die gleichen Familien durchsetzen - völlig unabhängig vom Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem. Das traurige Ergebnis seiner Studie: Die soziale Mobilität ist äußerst gering.

Schlechte Nachrichten liefern auch die beiden Soziologen Frank Dobbin und Alexandra Kalev. Sie haben entdeckt, dass sich trotz aller Trainingsmaßnahmen für gemischte Gruppen die Zahl der Schwarzen, Hispanics und Frauen in US-Führungspositionen in den vergangenen 30 Jahre kaum geändert hat.

Sind alle unsere Bemühungen um Vielfalt (Diversity) und Förderung von Minderheiten umsonst? Fast scheint es so. Und die Bundesregierung ist fest entschlossen, strengere Quotenregelungen für Frauen und offenbar auch für Migranten einzuführen. Das mag kurzfristig Abhilfe schaffen, auf Dauer gleicht eine Gesellschaft mit festen Quoten für bestimmte Gruppen der Ständegesellschaft des Mittelalters.

Besser wäre es, auf zwei klassische Wege zu setzen: Bildung und Zeit. Schon jetzt sind die Mädchen und Frauen in den Schulen und Universitäten besser als ihre männlichen Kollegen. Allerdings dauert es 20 Jahre, bis das in den Chefetagen sichtbar wird. Frauen und Migranten müssen auch stärker Studienfächer wählen, die sie beruflich voranbringen - Technik und Naturwissenschaften. Wenn sie die nicht wollen, ist es ihre freie Wahl. Es ist dann aber schwieriger, zu den Männern aufzuschließen. Die gute Nachricht: Die digitale Welt begünstigt eine höhere Flexibilität von Aufsteigergruppen. Man darf also noch hoffen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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