Der Ökonom Putins Milliarden hätten der Ukraine nicht genützt

Zehn Milliarden Euro hatte Russlands Präsident Putin der Ukraine für ein Nein zum EU-Vertrag geboten. Die ökonomisch kalkulierenden Eliten lehnten zu Recht ab.

Die Revolution in der Ukraine hatte auch handfeste ökonomische Gründe. Der russenfreundliche Präsident Viktor Janukowitsch hatte zwar seine Clique mit lukrativen Handelsmonopolen bedient, aber das Land vollkommen heruntergewirtschaftet. Die bisherigen Eliten, die im Westen nicht eben geliebten Oligarchen, sahen ihre Felle davonschwimmen und wandten sich von Janukowitsch ab. In dieser Lage blieb dem früheren ukrainischen Präsidenten nur die Option, die russische Karte zu ziehen. Sein Moskauer Amtskollege Wladimir Putin bot ihm einen Kredit von zehn Milliarden Euro, wenn er auf das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union verzichten würde.

Viele Russland-Versteher im Westen wie die beiden früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder hielten diesen Deal für wirtschaftlich vernünftig, weil er die Ukraine im Konzert mit ihrem mächtigen Nachbarn ökonomisch stabilisiert hätte. Die EU hätte demgegenüber ihre Interessen nicht richtig vertreten und könnten der Ukraine gar nicht helfen.

Doch diese Analyse ist falsch. Gerade die Eliten haben sehr wohl ökonomisch kalkuliert, als sie Janukowitsch die Unterstützung entzogen. Denn gerade den wirtschaftlich Erfolgreichen war klar, dass die EU auf Dauer das bessere Modell bietet: mehr Rechtsstaatlichkeit, ökonomische Langzeitentwicklung, Kredite gegen Stabilisierungsauflagen. Dagegen wäre Putins Milliardenkredit eine Eintagsfliege gewesen, das Land wäre zudem bei Energielieferungen auf Gedeih und Verderb Russland ausgeliefert gewesen.

(RP)
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