Kolumne: Der Ökonom Monsanto-Deal - mehr Fluch als Segen

Innovation und Wachstum versprechen die Chefs des Agrarriesen. Das ist vielleicht gut für Aktionäre. Doch die Landwirte sind künftig dem Diktat des Giganten ausgesetzt.

Für die Fusion von Bayer und Monsanto schien kein Superlativ groß genug. Zum Ernährer der Welt ließen sich die Konzernchefs Werner Baumann und Hugh Grant stilisieren. Mit einem Weltmarktanteil von 30 Prozent beherrscht der neue Gigant die globale Landwirtschaft. Da kann man die Begeisterung von Monsanto-Chef Grant verstehen, wenn er von einer "Hochzeit im Himmel" spricht.

Das mag für die Aktionäre gelten, wenn der 59-Milliarden-Deal so abläuft wie geplant (was längst nicht sicher ist). Für die Kunden könnte er unter Umständen die "Hölle auf Erden" bedeuten. Kein Unternehmen steht so in der Kritik der Umwelt- und Verbraucherschützer wie Monsanto. Es ist nicht die schiere Marktmacht. Es ist das, was Ökonomen "economies of scope" nennen - die Verbundvorteile. Wenn die Unternehmen unterschiedliche Produkte anbieten, können sie Kostenvorteile bei gemeinsamer Forschung, Vermarktung oder Verwaltung realisieren. Das ist hier exakt der Fall: Bayer ist stark im Pflanzenschutz bei Schädlingen und Pilzbefall, Monsanto beim genveränderten Saatgut und der Unkrautbekämpfung. Alles kann das neue Unternehmen nun aus einer Hand anbieten. "One-stop-shop" nennen Betriebswirte das. Der liefert den Landwirten künftig alles: vom Saatgut über den Wetterbericht bis zum Unkrautgift.

Was wie eine bequeme Lösung für Kunden aussieht, kann sich leicht zum Bumerang entwickeln. Denn die Landwirte weltweit sind dann bei Preis und Anbaumethoden dem Diktat des Giganten ausgeliefert. Und der wird alles tun, was die Bauern an ihn bindet. Darin liegt die Hauptgefahr des Deals für die weltweite Ernährung. Da Monsanto zu über 90 Prozente genmanipulierten Mais, Weizen und Soja herstellt, bestimmt der neue Konzern, was in Amerika, Afrika, Asien und zum Teil auch im gen-kritischen Europa auf den Tisch kommt. Der selbst ernannte Ernährer der Welt könnte den Hungrigen auf der Welt die Suppe gehörig versalzen. Auch das sollten die Kartellhüter in Europa und den USA genau prüfen. Bayer-Monsanto darf nicht zum Google der Welternährung werden.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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