Kolumne: Der Ökonom Eine gute Autobahn hat ihren Preis

Düsseldorf · Die staatliche Autobahn hat zu Massenstaus und maroder Infrastruktur geführt. Eine Gesellschaft mit privatem Kapital könnte Abhilfe schaffen.

 Unser Autor Martin Kessler.

Unser Autor Martin Kessler.

Foto: Kessler

In der Ökonomie gibt es eiserne Regeln. Eine Bundesstraße und eine Autobahn sind so lange ein öffentliches Gut, wie die zusätzlichen Kosten eines weiteren Teilnehmers gleich null sind und ein Ausschluss dieser Nutzer nur zu hohen Kosten möglich wäre. Das war mal beim Fernstraßennetz so. Die vielen Abfahrten hätten zu teuren Mautstationen geführt. Die damals überwiegend freien Straßen hätten Nutzer ausgeschlossen, die problemlos zu verkraften gewesen wären. Beides ist ökonomisch wenig effizient.

Doch das Bild hat sich gewandelt. Weil der Staat seine Pflichten zum Ausbau und zur Nachbesserung grob vernachlässigt hat, kommt es in vielen Ballungsräumen zu Gesamtstaus von Hunderten von Kilometern. Zugleich bewegen sich die Kosten solcher Verspätungen nach den meisten seriösen Berechnungen im zweistelligen Milliardenbereich, den Ärger und Stress nicht mitgerechnet.

Wenn aber ein Gut knapp wird und ein zusätzlicher Nutzer Kosten für die anderen verursacht, kommt der Preismechanismus ins Spiel. Dann müssen marktkonforme Gebühren den Verkehr regeln.

Die gar nicht so neue Idee einer Fernstraßengesellschaft könnte bei einem richtigen Design hier Abhilfe schaffen. Die Einnahmen müssten aus Mautgebühren und bei übergeordneten Überlegungen aus öffentlichen Zuwendungen gespeist werden. Als natürliches Monopol kann das Straßennetz zwar private Investoren vertragen. Es darf aber auch nicht völlig privatisiert werden, weil sonst ein Eigentümer überhöhte Preise erheben könnte. Nebeneinander liegende Straßen verschiedener Anbieter sind ökonomisch eine Verschwendung. Der Wettbewerb der verschiedenen Transportsysteme ist nur ein unzureichender Ersatz für dieses Manko.

Auch das Argument, dass diese Straßen bereits durch den Steuerzahler beglichen wurden, sticht nicht. Denn die sind vielfach mit Schulden bezahlt worden, die jetzt getilgt werden können. Und zur künftigen Erhaltung des Netzes dienen nun die Mauteinnahmen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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