Kolumne: Der Ökonom Die Trittin-Ineffizienz beim Pfand
Als Großtat seiner Amtszeit führte der frühere Umweltminister Jürgen Trittin das Dosenpfand ein. Daran erinnern noch heute die Schlangen vor dem Rückgabeautomat.
Wer regelmäßig im Supermarkt einkauft, kommt um die großen Rückgabeautomaten für Pfandflaschen nicht herum. Häufig bilden sich vor diesen Apparaten lange Schlangen von Menschen mit ihrem Leergut - Kästen, Einzelflaschen oder Dosen. Denn der Automat kommt angesichts der Fülle der Flaschenrückgaben kaum nach. Oft ist er schlecht gewartet und fällt aus. Dann muss eigens ein Verkäufer zum Automaten eilen, den Apparat wieder richten oder fehlgeleitete Flaschen einsortieren. In jedem Fall warten die geduldigen Flaschenrückgeber oft bis zu zehn, 15 Minuten, ehe sie ihre sorgsam gesammelten Kästen, Flaschen und Dosen in die kreisrunde Öffnung schieben, die das Leergut schluckt (Kästen müssen getrennt eingegeben werden).
Der Verursacher dieser zeitraubenden Retouren war übrigens Jürgen Trittin, Grünen-Umweltminister von 1998 bis 2005. Gegen die Getränkeindustrie und den Handel führte er in dieser Zeit das Dosenpfand ein und wurde spöttisch als Hulk, der grüne Dosenheld, gefeiert. In der Ökonomie bezeichnet man eine von der Politik oder mächtigen Unternehmen verursachte Abweichung vom wirtschaftlichen Optimum als X-Ineffizienz. Der US-Ökonom Harvey Leibenstein hat sie in die Wirtschaftswissenschaft eingeführt. Trittin hätte die Umweltkosten über eine Dosensteuer oder eine Recyclingabgabe elegant lösen können. Er wollte aber unbedingt ein bepfandetes Rückgabesystem, um die damals als heilig empfundene Mehrwegquote bei kohlesäurehaltigen Getränken stabil zu halten.
Die auch heute spürbaren Kosten des Pfandsystems sind erheblich. Unterstellt man je Woche 15 Minuten Wartezeit pro Haushalt (40 Millionen) und einen durchschnittlichen Stundenlohn von 30,50 Euro, beträgt die jährliche Trittin-X-Ineffizienz immerhin 15,9 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem "Soli". So viel kostet uns Trittins Dosenpfand - den Ärger des Wartens noch nicht einmal mitgerechnet.
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