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Kolumne Der Ökonom Wie der Handel den Armen hilft

Düsseldorf · Wer faire Preise für Landwirte fordert, muss den Armen erklären, warum sie dafür bezahlen sollen. Mit Marktwirtschaft hat das wenig zu tun.

 Prospekte von Lebensmittelhändlern mit Kampfpreisen bei Hackfleisch.

Prospekte von Lebensmittelhändlern mit Kampfpreisen bei Hackfleisch.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der Unmut der Landwirte über die Niedrigpreise für ihre Produkte ist verständlich. Wer nur noch 20 Cent für einen Liter Milch erhält oder noch weniger für seine Hähnchen-Schenkel, kann nicht mehr verlustfrei produzieren. Deshalb ist den Bauern in einem solchen Fall zu empfehlen, ihren Betrieb auf andere Agrargüter umzustellen oder neue Vertriebsformen zu wählen.

Der schlechteste Weg ist es, den Supermärkten und Discountern vorzuschreiben, welche Preise sie ihren Lieferanten aus der Landwirtschaft zahlen müssen. Die freie Preisbildung auf Wettbewerbsmärkten ist der Kern der Marktwirtschaft. Diesen Mechanismus auszuschalten, hilft weder den Konsumenten noch am Ende auch den Erzeugern.

Für die Konsumenten ist der scharfe Wettbewerb der Lebensmitteleinzelhändler sogar ein Segen. Wer wenig verdient, aber Zeit hat, sich nach Sonderangeboten umzuschauen, kann fast mit einem Hartz-IV-Gehalt über die Runden kommen, wenn er nicht übermäßig viel für Miete ausgeben muss. In diese günstige Lage haben ihn Discounter wie Aldi und Lidl oder Supermarktketten wie Edeka oder Rewe versetzt. Das ist besser als jedes Sozialprogramm, zumal die Qualität der deutschen Lebensmittel als vorbildlich gilt.

Man mag einwenden, dass dieser Vorteil zu Lasten der Produzenten und der Beschäftigten im Handel erfolgt. Das stimmt nur zum Teil. Die Arbeitsbedingungen im Handel sind hart, aber nicht unmenschlich. Die Gehälter reichen aus, um in einem Doppelverdiener-Haushalt einen gewichtigen Teil zum Familieneinkommen beizutragen. Das ist nicht üppig, bleibt aber im Rahmen.

Für die Produzenten mag die Nachfragemacht des Handels schier übermächtig sein. Aber auch sie haben Ausweichmöglichkeiten. Wenn nur 20 Prozent der Milchproduktion in Supermärkten landet, zeigt das: Die Landwirte haben ihre Lektion gelernt. Auch ein Sterben der Höfe ist zumindest in Nordrhein-Westfalen statistisch nicht zu belegen.

Der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel ist sicher kein Zuckerschlecken. Doch er folgt den Regeln der Marktwirtschaft. Wenn der Staat mit Preisvorgaben einschreitet, werden ausländische Supermärkte mit alternativen Lieferquellen an ihre Stelle treten.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

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