Zahlungsabwicklung Wirecard bei Aldi groß im Geschäft
Der Zahlungsabwickler soll in den Filialen von Aldi Nord und Süd Zahlungen abwickeln, die Kunden mit Kreditkarten und internationalen Debitkarten machen. Anleger hoffen auf mögliche weitere Kooperationen.
Der Discounter Aldi und der Finanzdienstleister Wirecard wollen künftig stärker zusammenarbeiten. Wirecard wird für die beiden Teilkonzerne Aldi Nord und Aldi Süd die Abwicklung von Zahlungen mit Kreditkarten und internationalen Debitkarten übernehmen. Das umfasst Girokarten ausländischer Banken und hiesige, die international einsetzbar sind – also etwa Bankkarten mit dem Maestro-Zeichen. Zudem haben beide Unternehmen auch bekannt gegeben, dass sie derzeit Möglichkeiten „darüber hinausgehender Kooperationen“ prüfen.
Die Kooperation mit dem umsatzstärksten Discounter in Deutschland kann für Wirecard durchaus lukrativ sein. Bis jetzt hatte sich das Unternehmen aus Aschheim (Landkreis München) vor allem auf Vermittlung von Bezahlungen im Internet konzentriert. Dort liegt auch der Ursprung von Wirecard. Zu den ersten Kunden gehörten vor allem Kasinos und Pornoseiten, weil diese früh auf den Onlinehandel setzten. Seitdem kamen aber viele Kunden aus anderen Branchen dazu – und es werden nach und nach mehr.
Mit der nun angekündigten Zusammenarbeit geht das Unternehmen über die Kassen in den Aldi-Filialen einen deutlichen Schritt in die reale Welt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Aldi-Gruppe Umsätze in Höhe von rund 30 Milliarden Euro in Deutschland. Davon dürften nach Daten der Branche rund 1,7 Milliarden Euro im Jahr auf Visa- oder Mastercard, also Kreditkarten entfallen und auf die in Frage stehenden internationalen Debitkarten. Aldi hat die Mölichkeit der Kartenzahlung erst vor einigen Jahren eingeführt.
„Wirecard und Aldi teilen eine gemeinsame Vision, das Kundenerlebnis nachhaltig zu verbessern. Im Einzelhandel spielen dabei optimale Zahlungsprozesse, wie wir sie ermöglichen, eine wesentliche Rolle“, sagte Wirecard-Manager Christian Reindl. Zum genauen Volumen der in Frage stehenden Zahlungen machten beide Unternehmen keine konkreten Angaben. Was denken Branchenbeobachter? „Es ist nicht einfach, auszuklamüsern, wie hoch das in Frage stehende Volumen der Transaktionen tatsächlich ist“, sagt Branchenanalyst Markus Friebel von Independent Research. „Entscheidend ist aber gar nicht die genaue Zahl, sondern die Aussage beider Unternehmen, dass diese Zusammenarbeit möglicherweise ausbaufähig ist“.
Das hat am Freitag auch den Aktien von Wirecard an der Börse auf die Sprünge geholfen. Sie wurden an der Spitze des Deutschen Aktien-Index (Dax) gehandelt und kletterten um rund fünf Prozent. Nach wie vor trauen Beobachter und Analysten dem Unternehmen starkes Wachstum in den kommenden Jahren zu. So hat Wirecard am Donnerstag auch eine strategische Kooperation mit der Auto1 Group bekannt gegeben. Das Start-up aus Berlin ist nach eigenen Angaben Europas größter Gebrauchtwagenhändler und Betreiber unter anderem von „WirKaufenDeinAuto.de“.
Wirecard und Aldi hatten bereits vor Bekanntgabe der neuen Allianz zusammengearbeitet. So war der Finanzdienstleister beispielsweise für die Abrechnung von Geschenkkarten des Discounters zuständig, mit denen Kunden anderen Menschen Geld für den Einkauf bei Aldi schenken konnten. Offenbar hegen Anleger die Hoffnung, dass diese Zusammenarbeit der Unternehmen sich in Zukunft als noch lukrativer für Wirecard herausstellen kann. Denn es ist kein Geheimnis, dass viele Kunden bei Aldi nach wie vor bar bezahlen. Diese Vorgehensweise wird aber zu Gunsten elektronischer Bezahlvorgänge in den kommenden Jahren zurückgehen.