Leverkusen Wird ein Brite neuer Bayer-Chef?

Leverkusen · Kemal Malik rückt in den Vorstand und gilt als ein möglicher Nachfolger für Marijn Dekkers. Der Mediziner steht für die Arznei Xarelto, die nun für 3,5 Milliarden Euro Umsatz sorgen soll. Dekkers präsentierte eine Rekordbilanz für 2013.

Leverkusen: Wird ein Brite neuer Bayer-Chef?
Foto: Frank Augstein

Für das 150. Jahr der Konzerngeschichte präsentierte Bayer-Chef Marijn Dekkers gestern beeindruckende Zahlen: Als Gewinn (vor Steuern und Sondereinflüssen) schaffte Bayer dank des boomenden Pharma- und Pflanzenschutz-Geschäftes 8,4 Milliarden Euro, 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz erreichte mit 40,2 Milliarden einen neuen Rekord. Umso spannender ist die Frage, wie lange Dekkers weitermachen will. "Ende des Jahres läuft mein Vertrag aus, der Aufsichtsrats wird entscheiden, wie es weitergeht", sagte der Niederländer und betonte, dass er gerne bei Bayer arbeite.

In der Branche wird gleichwohl spekuliert, dass er nur eine Verlängerung um drei Jahre wolle, um dann mit seiner Familie – seine Frau ist Amerikanerin – in seine Wahlheimat USA zurückzukehren. Womöglich hat sich sein Nachfolger gestern erstmals öffentlich in Leverkusen gezeigt: Kemal Malik löst im Mai den in Rente gehenden Wolfgang Plischke als Innovations-Vorstand ab. "Malik hat die Entwicklung neuer Medikamente wie des Gerinnungshemmers Xarelto sehr erfolgreich vorangetrieben", lobte Dekkers. Der Brite mit pakistanischen Wurzeln hat Medizin in London studiert, als Arzt gearbeitet und ist dann zum US-Pharmariesen BristolMyers gegangen. Seit 1995 ist der 51-jährige bei Bayer, Deutsch spricht er bislang aber kaum. Das müsste sich ändern, darauf legt der Traditionskonzern Wert. Auf die Frage, ob Malik nun sein Kronprinz sei, sagte Dekkers gestern nur: "Bei Bayer gibt es keine Kronprinzen."

Jedenfalls übertrifft das Medikament, für das Malik steht, alle Erwartungen: Hatte der Konzern Xarelto zunächst nur einen Spitzenumsatz von zwei Milliarden Euro pro Jahr zugetraut, hob er nun das Umsatzziel auf 3,5 Milliarden an. Auch für das Augenmittel Eylea wurde die Latte höher gelegt, nun soll es 1,5 Milliarden Euro bringen. Diese beiden sollen zusammen mit den Hoffnungsträgern Stivarga und Xofigo (gegen Krebs) und Adempas (gegen Lungenhochdruck) insgesamt für 7,5 Milliarden Euro sorgen.

Erfolge konnte auch Finanzvorstand Werner Baumann verkünden, der ebenso als möglicher Nachfolger für Dekkers gilt, zumal der Konzern schon immer gerne seine Finanzvorstände wie einst Werner Wenning auf den Chefsessel beförderte. Dank seiner hohen Gewinne konnte Baumann die Bayer-Schulden auf 6,7 Milliarden Euro senken. (Zum Vergleich: Bei Eon und RWE sind es über 30 Milliarden.) Die Aktie legte 2013 um 40 Prozent zu, Bayer ist an der Börse mittlerweile 84 Milliarden Euro wert und (bezogen auf den Streubesitz) der wertvollste deutsche Konzern.

70 Prozent des Umsatzes und einen Großteil des Gewinns macht der Konzern mit den Sparten HealthCare (Pharma) und CropScience (Pflanzenschutz). Sorgen bereiten ihm anhaltend die Kunststoffe, der Gewinn der Sparte MaterialScience sank um 15 Prozent auf 1,1 Milliarden. Die Nachfrage ist wegen der weltweiten Autokrise schwach. "Wir wollen die Rendite bei MaterialScience deutlich verbessern", kündigte Dekkers nun an. Eine Verschärfung des Sparprogramms sei aber nicht geplant, betonte er. Bayer hatte vor wenigen Wochen bereits angekündigt, hier 700 der 14 300 Arbeitsplätze über vier Jahre abzubauen, 180 davon in Deutschland. Konzernweit erhöhte sich dagegen die Zahl der Beschäftigten leicht auf 113 000. Davon arbeiten 35 000 in Deutschland.

Für 2014 zeigte sich Dekkers zuversichtlich: "Wir planen eine weitere Verbesserung von Umsatz und Ergebnis". Zudem will Bayer bis 2016 mehr als 18 Milliarden Euro investieren. An der Börse kam das gut an. Die Bayer-Aktie legt zeitweise um 1,5 Prozent zu und gehörte damit zu den Gewinnern im Dax. Zuvor hatten sich die Anleger über die Erhöhung der Dividende um 20 Cent auf 2,10 Euro je Aktie gefreut.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort