Neue Regeln für Autofahrer Mit diesen Winterreifen droht Ihnen ab Oktober ein Bußgeld
Düsseldorf · Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken – für Autofahrer sollten das Signale zum Reifenwechsel sein. Doch welche Modelle sind die richtigen und was ist verpflichtend?
Matsch, Schnee, Glätte – Angepasst an diese Wetterbedingungen sind Winterreifen. Sie haben viele Lamellen, die bei Schnee und Glätte für besseren Halt sorgen und bestehen aus weicherem Gummi. Zu erkennen sind die Saisonreifen am Alpin-Symbol, einem Bergpiktogramm mit einer Schneeflocke.
Ab wann sind Winterreifen in Deutschland Pflicht?
In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht. Das heißt, wer mit seinem Auto bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte unterwegs sein will, muss Winterreifen aufziehen. Da Schneefall und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt von Oktober bis April möglich sind, orientieren sich viele an der Faustformel „von O bis O“. Jedoch kann es je nach Region und Wetterlage auch vor Oktober und noch nach Ostern nötig sein, mit Winterreifen zu fahren.
Wann sollte man die Reifen wechseln?
Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg empfiehlt, die Reifen lieber zu früh als zu spät zu wechseln. Schon bei Tageshöchsttemperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius mit Winterreifen zu fahren, sei kein Problem. „Die Reifen nehmen dadurch keinen Schaden“, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. „So plötzlich wie der Frost über Nacht da ist, so sicher müssen dann die Winterreifen drauf sein, selbst wenn am Nachmittag desselben Tages die Temperaturen bei 15 bis 20 Grad liegen“, so Müller. Daneben gilt die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter. Der ADAC empfiehlt jedoch aus Sicherheitsgründen mindestens vier Millimeter für Winterreifen.
Welche Bußgelder gibt es?
Laut dem ADAC müssen Autofahrer, die gegen die Winterreifen-Pflicht verstoßen, ein Bußgeld von 60 Euro zahlen. Werden andere Verkehrsteilnehmer behindert, werden 80 Euro fällig. Außerdem gibt es einen Punkt in Flensburg. Auch der Halter muss mit 75 Euro und einem Punkt rechnen, falls jemand anderes am Steuer saß und erwischt wurde.
Welche Winterreifen-Modelle sind besonders gut?
Der ADAC hat im Herbst 2023 jeweils 16 Winterreifen für kompakte Autos und für SUV der unteren Mittelklasse untersucht. Die Kategorien „Fahrsicherheit“ und „Umweltbilanz“ standen dabei im Fokus. Das Ergebnis: Vier Modelle sehr bekannter Hersteller können besonders überzeugen.
In der Kompaktklasse bekommt ein Viertel der getesteten Reifen die Note „gut“. Dazu zählen der „Continental Winter Contact TS 870“ für 167 Euro (Note 2,0) und der 147 Euro teure „Dunlop Winter Sport 5“ (2,4). Der „Michelin Alpin 6“ (2,2) für 170 Euro zeigte die beste Umweltbilanz aufgrund hoher Laufleistung und geringem Abrieb. Der „Goodyear Ultra Grip Performance +“ (2,2) für 166 Euro konnte beim Gewicht und Spritverbrauch überzeugen. Daneben erhielten elf Modelle die Note „befriedigend“ und lediglich ein Reifen fiel als „mangelhaft“ durch.
Bei den getesteten SUV-Reifen schneiden ebenfalls vier Modelle der bereits genannten Marken besonders gut ab. Der „Dunlop Winter Sport 5“ (Note 2,2) für 126 Euro, der 141 Euro teure „Michelin Alpin 6“ (2,2), der „Goodyear Ultra Grip 9+“ (2,3) für 135 Euro und der „Continental Winter Contact TS 870 P“ (2,4) für 136 Euro überzeugten die Tester sowohl in der Fahrsicherheit als auch in der Umweltbilanz. Zudem schnitten drei weitere Modelle mit der Note „gut“ ab. Sieben Reifen erhielten die Note „befriedigend“ sowie zwei die Note „mangelhaft“.
Kann man das ganze Jahr über mit Winterreifen fahren?
Grundsätzlich ist es nicht verboten, auch im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Der ADAC rät davon allerdings ab und schreibt auf seiner Website: „Bei warmen Temperaturen zeigen echte Winterreifen Schwächen, die sogar gefährlich werden können.“ Demnach verlängert sich bei hohen Temperaturen und trockenen Straßen der Bremsweg und auch die Fahrstabilität sei mit Winterreifen schlechter.
Sind Ganzjahresreifen eine gute Alternative?
Ganzjahresreifen sind ein Mix aus Sommer- und Winterreifen. Laut dem ADAC haben sie kleine Lamellen wie Winterreifen und ausgeprägte Längsrillen wie Sommerreifen. Diese lohnen sich für Menschen, die in Regionen mit milden Wintern leben, nicht in Gebirgen unterwegs sind und das Auto bei sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen auch stehen lassen können. Reifen mit dem Alpin-Symbol oder der Kennzeichnung „M+S“ sind auch für winterliche Bedingungen geeignet. Allerdings weisen echte Saisonreifen bessere Fahrsicherheitseigenschaften auf. Der Vorteile von Ganzjahresreifen ist laut dem Tüv Rheinland, dass lediglich ein Satz Reifen gebraucht wird. Das Wechseln und Einlagern eines zweiten Reifensatzes entfällt. Der Nachteil: Die Reifen verschließen schneller, sorgen für einen höheren Spritverbrauch, und laut dem Tüv Rheinland gibt es Einbußen bei Bremsweg und Haftung.
Was ändert sich ab 2024?
Nach dem 1. Oktober 2024 sind Reifen mit der Kennzeichnung „M+S“ (Matsch und Schnee) nicht länger bei winterlichen Straßenverhältnissen zulässig. Nur Ganzjahres- oder Winterreifen mit dem „Alpin“-Symbol dürfen dann noch gefahren werden.
Brauchen Anhänger Winterreifen?
Anhänger brauchen genauso wie Motorräder und Nutzfahrzeuge der Land- und Forstwirtschaft keine Winterreifen. Ruprecht Müller vom ADAC empfiehlt jedoch, Winter- oder Ganzjahresreifen aufzuziehen, wenn Autofahrer den Anhänger bei winterlichen Straßenverhältnissen nutzen möchten, besonders wenn dieser keine Bremse hat.