Geschäft mit der Altersarmut Wie Trickbetrüger Rentner ausnehmen

Düsseldorf (rpo). Entweder überreichen sie Blumensträuße an der Haustür, bitten um einen Zettel oder ein Glas Wasser oder geben sich am Telefon als Verwandte aus. Trickbetrüger haben viele Maschen, um in Wohnungen von Senioren zu gelangen. Allein in NRW zählte das Landeskriminalamt im Jahr 2005 73 vollendete Enkel-Tricks mit einem Gesamtschaden von 1,1 Millionen Euro. Die Behörde rät, auch bei einem bloßen Verdacht die Polizei zu informieren.

So schützen sich Senioren vor Kriminellen
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Foto: ddp

"Rate mal, wer am Telefon ist?" Bei dieser Frage sollten Senioren misstrauisch werden, denn diese Masche ist bei Trickbetrügern beliebt, um von älteren Menschen Geld zu ergaunern. Durch geschicktes Fragen wird dem Anrufer schnell klar: Der wahre Enkel heißt Max und hat sich seit langem nicht gemeldet. Jetzt stecke er angeblich in der Klemme, erzählt die Stimme am anderen Ende. Max müsse sich nach einem Unfall ein neues Auto zulegen und brauche Geld.

80 Senioren sind 2004 in NRW auf den Enkel-Trick hereingefallen, 73 waren es laut LKA 2005. Doch auch wenn im vergangenen Jahr weniger getrickste Fälle gemeldet wurden, flaut diese Form der Kriminalität nicht ab. Im Gegenteil. Senioren seien leichte Opfer, weil sie viel Geld und Schmuck zu Hause aufbewahren würden, so Susanna Deeken-Heusgen von der Pressestelle des Landeskriminalamtes. Außerdem seien sie für die Prävention schwer erreichbar. Hinzu kommt: "Oft passiert es, dass ältere Menschen aus Scham erst später anrufen", erzählt sie. Die Täter sind dann meist schon über alle Berge.

Im vergangenen Jahr versuchten Betrüger häufiger mit dieser Masche, Senioren hohe Geldbeträge abzuluchsen. 331 gescheiterte Fälle sind dem LKA bekannt, im Vorjahr waren es zum Vergleich "nur" 170. Über den Enkel-Trick wurden 2005 allein in NRW 1,1 Millionen Euro ergaunert, durchschnittlich also 15.000 Euro pro Fall. Im Vorjahr waren es durchschnittlich 10.000 Euro pro Fall.

Besonders dreist gestalten die Betrüger beim Enkel-Trick die Geldübergabe. "Am Telefon erzählt Enkel Max, dass er nicht selbst vorbeikommen wird, sondern einen Bekannten schickt. Zur Sicherheit wird meist noch ein Codewort vereinbart, damit die älteren Menschen sicher sein können, dass Geld an den Richtigen übergeben zu haben", erklärt Susanna Deeken-Heusgen.

Doch das ist nicht die einzige Masche. Die Strategien der Trickbetrüger varriieren. Mal helfen sie angeblich nur beim Tragen der Einkaufstaschen, mal überbringen sie einen Blumenstrauß und verschaffen einem Dritten hinterrücks Zugang zur Wohnung. So funktioniert auch der Trick, bei dem sie um einen Zettel bitten oder nach einem Glas Wasser fragen. Die Fremden treten nach Auskunft des Landeskriminalamtes dann in die Wohnung ein und lassen die Tür dabei einen Spalt geöffnet. Der Komplize durchsucht die Wohnung, stiehlt Schmuck und Geld.

Ausgebufft ist der Trick, bei dem sich die Betrüger als Kripo-Beamte ausgeben. Sie haben die alten Menschen meist vorher ausspioniert und beim Gang zur Bank beobachtet. Sie geben vor, vor Falschgeld schützen zu wollen und die Scheine dringend prüfen zu müssen. Auch falsche Wasserwerker sind hin und wieder unterwegs. Sie machen dem Senior weis, er müsse im Bad das laufende Wasser regulieren - und lassen währendessen Wertgegenstände mitgehen.

Jüngeren Verwandten rät das LKA immer wieder das Gespräch mit ihren Eltern und Großeltern zu suchen, um davor zu warnen, Fremde in die Wohung zu lassen. Betroffene könnten während des Enkel-Tricks auch die bekannte Nummer des Enkels zurückrufen. Genau unter die Lupe nehmen, sollten Rentner an der Haustür auch die Ausweise von Polizisten und Handwerkern. Die Papiere könnten auch unter der Sicherheitskette hindurch in die Wohnung genommen und geprüft werden. Ein Anruf in der Polizeidienststelle oder dem Dienstleistungsunternehmen könne auch helfen. Falsche Polizisten schlägt das in die Flucht.

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