Duisburg Wie Haniel unter der Metro leidet

Duisburg · Der Streit um das Führungspersonal bei seiner wichtigsten Beteiligung bringt den Familienclan in die Bredouille. Das Verhältnis zum zweiten Großaktionär Schmidt-Ruthenbeck hat gelitten.

Dieter Schadt, Günther Hülse, Theo Siegert – wer nicht gerade die Unternehmensgeschichte der Haniels verfolgt hat, für den Konzern arbeitet und/oder in der Region verwurzelt ist, dem werden diese Namen wenig sagen. Dabei stehen die drei Manager für die unternehmerische Führung des Duisburger Familienimperiums zwischen 1993 und 2006. Das war in der Zeit, als die Haniel-Gruppe gern nur einmal im Jahr mit ihren Bilanzzahlen in den Schlagzeilen stand – und nicht, wie heute, als Mittelpunkt einer unrühmlichen Affäre um die Besetzung von Führungspositionen.

Der Streit um den noch amtierenden Metro-Chef Eckhard Cordes hat Haniel weitaus stärker in die Öffentlichkeit gezerrt, als es einem Großteil der Familienmitglieder lieb sein dürfte. Die Metro-Krise ist zur Haniel-Krise geworden, weil es dem größten Aktionär der Metro nicht gelungen ist, das Feuer rechtzeitig auszutreten, das durch die Debatte um Cordes entfacht wurde. Als einer der Hauptverantwortlichen gilt vielen Franz Markus Haniel, Sprecher der Hunderte Köpfe starken Haniel-Gruppe, Aufsichtsratschef in Duisburg. Erst stärkte er Cordes den Rücken, dann wieder nicht, dann wieder doch, zum Schluss wieder nicht. Ein Zick-Zack-Kurs, der die Zerrissenheit der Haniels symbolisiert: einerseits unter dem Druck der Familie, in der große Teile Cordes nicht mehr wollten, andererseits dem Partner Schmidt-Ruthenbeck verpflichtet, der im Aktionärsbündnis die Stabilität der Metro garantiert.

Doch solche Achterbahnfahrten kann man sich nur leisten, wenn es gelingt, sie unbemerkt von der Öffentlichkeit zu absolvieren. Das indes ist schwierig, wenn die Meinungsverschiedenheiten im Aufsichtsrat öffentlich eskalieren. Mittlerweile soll Schmidt-Ruthenbeck sogar den Poolvertrag mit den Haniels in Frage stellen, der beider Interessen aneinander bindet. Das Vertrauensverhältnis zu Franz Markus Haniel sei gestört, heißt es in Handelskreisen. Und wenn die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erklärt, unter dem Metro-Aufsichtsratschef Jürgen Kluge habe es bei dem Handelskonzern eine nie dagewesene Offenheit gegeben, dann sagt das viel aus über das Metro-Kontrollgremium und dessen Führungsfiguren vor Kluge. Eine davon ist Franz Markus Haniel, dessen Nachfolge Kluge im vergangenen Jahr antrat, nachdem er zum Vorstandsvorsitzenden von Haniel gekürt worden war.

Seine Rücktrittsankündigung jedenfalls hat die Stimmung im Metro-Aufsichtsrat nicht zwangsläufig verbessert. Dabei ist Einigkeit gefragt, weil möglichst schnell ein neuer Chef her soll. Angeblich könnte schon am 2. November – bei der letzten Sitzung unter dem noch amtierenden Ober-Kontrolleur Jürgen Kluge – ein neuer Metro-Spitzenmann präsentiert werden, und zwar ein externer Kandidat, wie es im Umfeld des Aufsichtsrats heißt.

Wenn das so wäre, dann wären sowohl Finanzvorstand Olaf Koch als auch Joël Saveuse, Chef der Metro-Tochter Real, aus dem Rennen. Und es würde tatsächlich ein handelserfahrener Manager das Ruder übernehmen, der die erhoffte Langfrist-Lösung sein könnte. Das wäre im Sinne aller – der Metro-Mitarbeiter, die die Dauer-Schlagzeilen längst leid sind, der Aktie, die mit neuer Perspektive womöglich neue Kursphantasien beflügeln könnte, und damit auch der Haniels. Denn die warten sehnlichst auf bessere Zeiten an der Börse.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort