Düsseldorf Wie Dudenhöffer Deutschlands PS-Professor wurde

Düsseldorf · Der Duisburger ist der meistzitierte Auto-Experte in Deutschland. Er ist beliebt und umstritten.

Eigentlich war Ferdinand Dudenhöffer am Sonntagabend ja nur Gast in Günther Jauchs TV-Talk zum Thema ADAC. Trotzdem war er es, der dem Clubpräsidenten die entscheidenden Fragen stellte: "Was ändern Sie?" "Wie viel Steuern sparen Sie durch Ihre Vereinsstruktur?" und "Warum soll die Gesellschaft Ihr Monopol dulden?"

Deutschlands bekanntester Autoexperte kommt oft wie ein Journalist daher. Er spitzt gerne zu, ist eitel — und er ist schnell. Kaum legt die Bundesregierung ein Förderprogramm für Elektroautos auf, hat Dudenhöffer schon die passende Statistik parat. Und als Ex-NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) vor fünf Jahren noch in Detroit mit General Motors um den Opel-Standort in Bochum rang, kannte Dudenhöffer schon das Ergebnis: "Obbel hat keine Chance", sagte er damals in die Telefonhörer jeder Redaktion, die das hören wollte. Er sagt wirklich "Obbel". Dudenhöffer kommt aus Karlsruhe.

Die meisten Redaktionen wollen ihn hören. Obwohl manches dagegen spricht: Dudenhöffer ist zwar Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Aber seine viel zitierten Studien erstellt fast immer sein "Car-Institut", das wiederum hauptsächlich von der deutschen Automobilindustrie finanziert wird. Was weder gegen das Institut noch gegen Dudenhöffer spricht — der 62-Jährige ist eben auch für die Autokonzerne eine wichtige Größe. Das Einwerben von Drittmitteln gilt in der heutigen Hochschullandschaft sogar als Tugend. Aber man darf solche Studien eben nicht mit nachrichtlichen Fakten verwechseln.

Manchmal liegt Dudenhöffer auch daneben. Zum Beispiel, als VW den Golf V vorstellte. Den hielt Dudenhöffer für so stark, dass er nach seiner Prognose den gesamten Automarkt hätte ankurbeln müssen. In Wahrheit blieben sowohl das Modell als auch der Markt weit hinter Dudenhöffers Prognose zurück.

Dudenhöffer gehört zu den schärfsten Kritikern des ADAC, obwohl er früher für genau diesen Club gearbeitet hat. Er war auch schon mit einem ADAC-Hubschrauber auf Dienstreise. Das mit dem ADAC erklärt Dudenhöffer so: "Das ist zehn Jahre her, ich war eingeladen und der Hubschrauber wäre die Strecke ohnehin geflogen", sagt er. Die Geschäftsbeziehungen zum ADAC habe er abgebrochen, gerade weil ihm der Club im Laufe der Zeit unseriös erschien. Aber wie er zum gefragtesten deutschen Autoexperten wurde, das kann er nicht erklären. "Schreiben Sie bloß nicht wieder Auto-Papst", sagt er dazu nur, "das ist mir peinlich."

Dudenhöffer ist nicht so treffsicher, wie manche ihn darstellen. Aber er ist auch nicht unseriös, wie manche seiner Kritiker sagen. Fachlich gehört er zu den besseren Köpfen seiner Disziplin. Allerdings hat ihn nicht seine Expertise, sondern sein Handy zu Deutschlands bekanntestem Auto-Experten gemacht: Er ist immer erreichbar, und sagt zu allen Auto-Themen schnell ein paar gute Sätze. Das spricht nicht gegen Dudenhöffer. Aber es erklärt seine Präsenz in der Öffentlichkeit.

(RP)
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