Kartellamt verhängt Millionenstrafen Wie das Brauer-Kartell das Bier teurer machte

Düsseldorf · Die beteiligten Brauer wollten den Preis für einen Kasten Bier um einen Euro nach oben manipulieren. Jetzt hat das Kartellamt drastische Strafen verhängt. Elf Brauereien sind betroffen. Die wichtigsten Fakten.

Betroffen sind die Radeberger-Gruppe (Jever), Carlsberg (Holsten), die regionalen Brauereien Bolten, Erzquell, Gaffel und Früh sowie der Brauereiverband NRW. Das teilte das Bundeskartellamt am Mittwoch mit. Schon vorab hatte unsere Redaktion von den anstehenden Strafen berichtet.

Wie reagieren die Brauer?

Die Radeberger-Gruppe legte umgehend Einspruch ein. Auch Carlsberg kündigte einen Einspruch an. Man sei nicht an einer Preisabsprache beteiligt, teilten die Unternehmen jeweils mit.

Wie hoch ist der Schaden für die Verbraucher?

Laut Kartellamt haben die im Januar bebußten Brauer in den Jahren 2006 bis 2008 den Preis pro Hektoliter um je fünf bis sieben Euro illegal nach oben manipuliert. "Für Flaschenbier wurde in 2008 eine Preiserhöhung abgesprochen, die zu einer Verteuerung des 20-Flaschen-Kastens von einem Euro führen sollte", erklärte das Kartellamt im Januar. Daraus hat die Verbraucherzentrale Hamburg einen Gesamtschaden für die Verbraucher von jährlich 432 Millionen Euro errechnet.

Bekommen die Verbraucher ihr Geld zurück?

Nein. Dafür müsste jeder Einzelne seinen konkreten Schaden nachweisen. Das gelingt in der Regel nur Konzernen wie der Deutschen Bahn, die große Mengen einkaufen. Kartell-Expertin Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale fordert deshalb, dass die Einnahmen aus den Kartellstrafen komplett in den Verbraucherschutz fließen. "So können wir wenigstens indirekt den Schaden für die Verbraucher wieder gut machen", argumentiert Schartau.

Sinken jetzt wenigstens die Preise?

Dass nach dem Schlag der Kartellwächter die Bierpreise sinken, ist nach Expertenansicht nicht zu erwarten. Der deutsche Biermarkt ist seit Jahren von Absatzrückgängen und erheblichen Überkapazitäten geprägt. 2012 sank der Absatz laut Statistischem Bundesamt mit rund 96,5 Millionen Hektolitern auf die niedrigste Menge seit der Wiedervereinigung.

Was heißt das für die Brauereien?

Seit Jahren ist der deutsche Biermarkt von erheblichen Überkapazitäten geprägt. Den letzten leichten Anstieg des Bierabsatzes gab es 2006, dem Jahr der Fußball-WM. Seitdem schrumpft der Markt - im Schnitt um jährlich zwei Prozent. "Kein Kasten Bier mehr auf der Baustelle, kein Bier mehr im Getränkeautomat und für Fahranfänger 0,0 Promille - so gut das alles ist - die Brauereien kriegen es zu spüren", sagt ein Branchenkenner.

(tor)
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