Kolumne Total Digital WhatsApp will unser Leben organisieren

Bisher dienten Messenger der privaten Kommunikation. Doch nun arbeiten Firmen wie WhatsApp an intelligenten Robotern, die Kunden und Firmen zusammenbringen sollen.

Ich will Ihnen was versprechen: Wenn Sie mir künftig über Facebook oder WhatsApp eine Frage schicken, bekommen Sie innerhalb von zwei Minuten eine Antwort. Versprochen! Allerdings könnte es sein, dass ich die Antwort nicht selbst schreibe, sondern mein Roboter-Alterego. Das ist der letzte Schrei im Silicon Valley. Vergangene Woche habe ich mit dem Rheinländer Lutz Finger in der Zentrale des Netzwerks LinkedIn zu Mittag gegessen. Er ist dort Direktor Analytics und Big-Data-Experte. Seine Vision vom Chatroboter sind faszinierend: Eine intelligente Sprachanalyse erkennt die Frage und stellt die Antwort aus meinen bisher veröffentlichten Texten, Tweets und Blogs zusammen.

Wir alle können schon in Kürze mit Chatrobotern in Kontakt kommen: Nächsten Monat wird Facebook eine Schnittstelle für Unternehmen zu deren Messenger auf der Entwicklerkonferenz F8 vorstellen. WhatsApp hat ähnliches für dieses Jahr angekündigt: Wir können künftig einen Tisch in unserem Lieblingsrestaurant über WhatsApp automatisch bestellen. Oder Infos zu Verspätungen von der Airline erhalten oder den Sitz umbuchen. Kein nerviges Aufrufen der Webseite mehr oder das lästige Erinnern an das Passwort. Bisher waren die Messenger für unsere private Kommunikation vorbehalten.

Zunächst sind die automatischen Dialoge nur mit Basisfunktionen ausgestattet. Schon bald wird aber mehr möglich sein. Das ist auch ein Punkt, den ich von der weltgrößten Netzkulturkonferenz South-by-Southwest Interactive mitnehme, auf der ich gerade bin: Sprachassistenten wie Siri von Apple werden bald intelligent und können sich auf ihren Nutzer einstellen. So arbeitet Facebook an "M", einem persönlichen Assistenten. Allerdings scheint die Entwicklung schwieriger als gedacht. Ein Tester hat herausgefunden, dass hinter den vermeintlich automatischen Antworten doch ein Mensch steckt. Also muss ich Ihnen künftig doch persönlich antworten. Seien Sie mir nicht böse, wenn das dann doch etwas länger dauert.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de.

(RP)
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