Brüssel WestLB im Bankenstresstest erfolgreich

Brüssel · Zeitgleich zur Verkündigung der Ergebnisse des zweiten Banken-Stresstests für Europa einigte die EU sich gestern Nachmittag auf den Termin für den schon lange diskutierten Sondergipfel zur Euro-Krise. Das Treffen der Regierungschefs soll am nächsten Donnerstag stattfinden. Das teilte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy über den Internetdienst Twitter mit. Auf der Tagesordnung stehe die Finanzstabilität der Euro-Zone und ein zweites Hilfspaket für Griechenland.

Das Ergebnis des Stresstests ist währenddessen durchwachsen. Mehr als ein Viertel der europäischen Banken haben schlecht abgeschnitten. Von den insgesamt 90 untersuchten Häusern fielen acht glatt durch, 16 weitere erfüllten die Kriterien der Europäischen Bankenaufsicht EBA nur mit Mühe. Das gab die Behörde gestern in London bekannt.

Im Test scheiterten fünf spanische und zwei griechische Institute sowie die viertgrößte Bank Österreichs. Sie brauchen 2,5 Milliarden Euro an frischem Kapital. Von den 13 getesteten deutschen Geldhäusern wäre einzig die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nach den EBA-Kriterien durchgefallen. Doch das Institut schloss sich im Streit mit der Aufsicht um die Bewertungs-Maßstäbe in letzter Minute von der Untersuchung aus, weil die EBA stille Einlagen des Staates nicht als Eigenkapital anerkannte.

Die vor der Zerschlagung stehende WestLB aus Düsseldorf kam auf immerhin 6,1 Prozent an Kernkapitalquote im Stresstest und bestand den Test damit. "Wir sehen uns darin bestätigt, dass die WestLB solide kapitalisiert ist", sagte der Finanz- und Risikovorstand der Bank, Thomas Groß. Seine Bank sei "gut für den anstehenden Transformationsprozess gewappnet."

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble begrüßte das allgemeine Test-Ergebnis: "Es ist ein positives Signal, dass der europäische Bankensektor unter diesen Annahmen seine Stabilität demonstriert." Für Deutschland seien keine weiteren Anpassungen erforderlich.

Eine Staatspleite Griechenlands wurde aus politischer Rücksichtnahme auch diesmal nicht voll simuliert. Genau diese Furcht treibt aber die Finanzmärkte um. Nach heftiger Kritik wurde die schlechtere Kreditwürdigkeit Griechenlands – als Folge der Herabstufung durch Ratingagenturen – zumindest nachträglich berücksichtigt.

Dass die Banken sehr genau offenlegen mussten, wie viele Staatsanleihen der Krisenkandidaten Griechenland, Irland und Portugal sie in ihren Portfolios haben, stieß auf harsche Kritik in der Branche. "Es ist ja möglich, dass sich jemand sehr genau anschaut, wo eine Bank ihre Schwachpunkte hat, und möglicherweise auch dagegen spekuliert", warnt Bankenverbands-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Bankenexperte Thomas Hartmann-Wendels von der Universität Köln sieht das ähnlich: "Es kann sein, dass Wackelkandidaten kaputt geredet werden."

(RP)
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