Vostandsvorsitzender Sengera zurückgetreten WestLB-Chef: Millionenabfindung nach Milliardenverlust

Düsseldorf (rpo). Der Vorstandschef der WestLB, Jürgen Sengera, ist zurückgetreten. Außerdem muss wenigstens ein weiteres Vorstandsmitglied seinen Hut nehmen. Die fünftgrößte Bank Deutschland hatte 2002 einen Milliardenverlust eingefahren. Für seinen Abgang erhält Sengera offenbar eine dicke Millionenabfindung.

Die Verträge mit dem WestLB-Chef Jürgen Sengera und Vorstandsmitglied Andreas Seibert werden aufgelöst, teilte Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Lüthje am Montag in Düsseldorf nach einem Treffen der Bankeigentümer mit. Dies erfolge im gegenseitigen Einvernehmen. Wie im Eigentümerkreis weiter verlautete, soll außerdem der im April 2004 auslaufende Vertrag mit Adolf Franke, der im Vorstand das Risikomanagement verantwortet, nicht verlängert werden. Seibert war für Spezialfinanzierungen zuständig.

Sengera erhält einem Pressebericht zufolge nach seinem Ausscheiden bei der WestLB eine Millionen-Abfindung. Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe) beläuft sich die Abfindung des Bankers auf rund 3,25 Millionen Euro. Mitglieder des Aufsichtsrates, die an den Verhandlungen beteiligt waren, hätten das bestätigt. Sengera habe noch einen Vertrag bis September 2006.

Als Grund für die Vertragsauflösungen wurden unterschiedliche Auffassungen zur künftigen Geschäftspolitik der WestLB AG genannt. Bei dem Treffen dürfte aber auch die Sonderprüfung des Bundesamtes für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Rolle gespielt haben. Die Behörde hatte eine Einzelengagement der WestLB in London unter die Lupe genommen und soll dabei laut Presseberichten deutliche Mängel bei der Risikokontrolle aufgedeckt haben. In dem Zusammenhang soll sogar die Eignung der zuständigen Vorstände in Frage gestellt worden sein. Die Bank machte zum Inhalt des Berichts keine Angaben.

Die WestLB hat das Geschäftsjahr 2002 mit dem höchsten Verlust unter den deutschen Großbanken abgeschlossen. Der vor fünf Wochen veröffentlichte Vorsteuerverlust betrug 1,7 Milliarden Euro. Damit fiel der Verlust noch höher aus als ursprünglich angekündigt. Vor allem aus dem Kreis der Sparkassen-Miteigentümer wurde danach starke Kritik am WestLB-Vorstand wegen hoher Risiken laut. Abschreibungen auf Beteiligungen und eine milliardenschwere Risikovorsorge hatten den Düsseldorfer Bankkonzern tief in die roten Zahlen gedrückt. Die Eigentümer erhalten deshalb für das Jahr 2002 keine Dividende.

Ein Nachfolger für Sengera wurde noch nicht bestimmt. Darüber sollen die Gremien später beraten. Am Treffen der Eigentümer nahmen unter anderem auch NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann und der NRW- Wirtschaftsminister Harald Schartau (beide SPD) teil. Der Vorsitzende der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion, Jürgen Rüttgers, forderte ein Vorziehen der Strategiedebatte. Hinsichtlich der Geschäftsfelder sei eine Reform der WestLB an Haupt und Gliedern nötig. Der Bericht der Finanzaufsicht habe keine andere Lösung zugelassen, erklärte er zum beschlossenen Abgang des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Sengera.

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