Düsseldorf WestLB-Betriebsrat schockiert

Düsseldorf · Einen Tag nach dem Ausstieg von HSBC Trinkaus aus dem Bieterverfahren um das WestLB-Firmenkundengeschäft erhebt die Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag Vorwürfe gegen NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD): "Der Finanzminister hätte sich als Hauptaktionär der WestLB besser behaupten und die Sparkassen in ihre Schranken verweisen müssen", sagte gestern der Finanzexperte der CDU im NRW-Landtag, Christian Weisbrich. Der Ausstieg von HSBC werde nun zu einem geringeren Verkaufserlös führen, "weil die Sparkassen ja nun voraussichtlich als einziger Bieter übrig bleiben", so Weisbrich.

Da die Sparkassen auch weniger Mitarbeiter als HSBC übernehmen wollen, bedeute der Ausstieg von Trinkaus für den Steuerzahler einen "Schaden im höheren zweistelligen Millionenbereich", rechnete Weisbrich gestern vor. Die Lasten für Mitarbeiter, die bei der angestrebten Teil-Privatisierung der WestLB keine neuen Arbeitgeber finden, verbleiben beim Land Nordrhein-Westfalen.

Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) nannte die Zahl "absolut haltlos". Auch der Vorwurf, er sei gegenüber den Sparkassen nicht robust genug aufgetreten, sei falsch: "Es gab dafür überhaupt keinen Anlass. Dieser Vorwurf wird durch Wiederholung nicht wahrer", so der Finanzminister.

HSBC Trinkaus wollte ursprünglich das WestLB-Geschäft mit großen Firmenkunden sowie 600 Mitarbeiter übernehmen. Am Dienstag war die Bank dann aus den Verhandlungen ausgestiegen und hatte dies damit begründet, dass die geforderte Exklusivität bei der vertieften Buchprüfung ihr nicht zugesagt worden sei. Hintergrund: Das Sparkassenlager hatte plötzlich ein eigenes Interesse an dem Geschäftsfeld entdeckt – will aber nur einen kleineren Teil des Geschäftes übernehmen, als ihn HSBC hätte übernehmen wollen.

Als "Schlag ins Kontor für die Beschäftigten" hat deshalb gestern auch die WestLB-Betriebsratsvorsitzende Doris Ludwig den Rückzug von HSBC Trinkaus bezeichnet. Dies sei ein Schock für die Mitarbeiter gewesen. Die 600 Mitarbeiter, die Trinkaus übernehmen wollte, müssten jetzt erneut um ihren Arbeitsplatz fürchten. In Finanzkreisen hieß es, das Sparkassenlager wolle nun eventuell mehr Mitarbeiter als ursprünglich geplant übernehmen. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Betriebsrat und die Gewerkschaft verhandeln gerade mit der WestLB über einen Haustarifvertrag.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort