Nach dem Tod von Berthold Beitz Wer übernimmt die Krupp-Stiftung?

Düsseldorf · Nach dem Tod des ThyssenKrupp-Patriarchen Berthold Beitz will die mächtige Krupp-Stiftung in Ruhe einen Nachfolger für ihre Führung suchen. Die Stiftung werde sich zusammensetzen und beraten, sagte das Mitglied des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Fritz Pleitgen, am Donnerstag im WDR.

 Das Stammhaus der Familie Krupp in Essen.

Das Stammhaus der Familie Krupp in Essen.

Foto: dpa, Federico Gambarini

Die Stiftung werde ohne Hast vorgehen, auch aus Respekt vor Beitz. Dieser war am Dienstag im Alter von 99 Jahren gestorben. Pleitgen wies Spekulationen zurück, er gehöre zu den Nachfolgekandidaten. "An der Geschichte ist nichts dran".

Der ehemalige ARD-Chef gehört seit Anfang des Jahres der Krupp-Stiftung an. Diese hält 25,3 Prozent an dem größten deutschen Stahlkonzern und gilt als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme.

Beitz hatte ursprünglich den langjährigen ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme zu seinem Nachfolger auserkoren. Dieser musste jedoch Ende März im Zuge der Krise des Konzerns seinen Hut nehmen. Einen anderen Nachfolger hat Beitz seitdem nicht mehr aufbauen können.

Immer das letzte Wort

Beitz hatte sich zwar in die operative Führung des Unternehmens nicht eingemischt, hatte aber nach Informationen aus Kreisen des Konzerns in kritischen Fragen immer das letzte Wort. Die Stiftung ist größter Einzelaktionär. Die Erträge aus der Beteiligung fließen in Projekte aus den Bereichen Wissenschaft, Erziehung, Bildung und Gesundheitswesen, Sport und Kultur.

Seit ihrem Beginn 1968 hat sie dafür mehr als 615 Millionen Euro aufgewendet. Dem Kuratorium der Stiftung gehören neben Beitz zehn weitere Mitglieder an, darunter Pleitgen und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Wegen der Krise bei Thyssenkrupp, der Konzern hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fünf Milliarden Euro eingefahren, ging die Krupp-Stiftung wie alle anderen Aktionäre bei der Dividende zuletzt leer aus. Auch deshalb gilt es als unwahrscheinlich, dass sie bei einer möglichen Kapitalerhöhung mitzieht. Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte diese im Mai für die nächsten sechs bis neun Monate nicht ausgeschlossen.

Beitz galt lange als Gegner einer Kapitalerhöhung, da durch diese der Anteil der Stiftung - und damit die Sperrminorität - bröckeln könnte. Zuletzt hatte er aber für diese Überlegungen grünes Licht gegeben. "Ich werde mich keinem Schritt verweigern, der zum Wohle der Firma ist", hatte er in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.

(REU)
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