Berlin Weniger Frauen in Dax-Vorständen

Berlin · Frauen in Spitzenpositionen bleiben in Deutschland eine Seltenheit. Die Vorstände der umsatzstärksten Unternehmen bestehen immer noch zum großen Teil aus Männern. Nur in den Aufsichtsräten waren 2013 mehr Frauen als im Vorjahr.

Geschlechterdebatte hin, Selbstverpflichtung her — das Bemühen von Bundesregierung und Unternehmen, mehr Frauen in Führungspositionen zu etablieren, zeigt nur wenig Wirkung. In den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen gab es Ende des vergangenen Jahres weniger Frauen als im Vorjahr. Die Zahl sank von 15 auf 12. Das geht aus dem Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Ausgeschieden sind 2013 Regine Stachelhaus (Eon), Luisa Deplazes Delgado (SAP) sowie Brigitte Ederer und Barbara Kux (Siemens). Bei der Lufthansa kam aber Bettina Volkens neu hinzu.

"Vor allem in den Vorständen sind Frauen immer noch eklatant unterrepräsentiert", sagte Elke Horst, Forschungsdirektorin beim DIW. In den Jahren 2009 bis 2012 stieg der Anteil von Frauen in Vorstandspositionen noch von einem auf acht Prozent — von einer Frau auf 15 Frauen. Der Posten des Vorstandsvorsitzenden liegt seit 2009 in allen 30 Dax-Unternehmen fest in männlicher Hand.

Trotz des Rückgangs in den Chefetagen der Dax-30-Unternehmen sind Frauen in den Vorständen börsennotierter Konzerne oftmals besser repräsentiert als im Durchschnitt der Top-200-Unternehmen. Unter deren 906 Vorständen und Geschäftsführern im Jahr 2013 waren nur 40 Frauen. Besser läuft es für die weiblichen Vorstände in Unternehmen, die in der Technologiebörse gelistet sind. In den Vorständen im TecDax waren acht Prozent der Posten mit einer Frau besetzt.

Anders ist die Situation in den Aufsichtsräten. Hier läuft es für Frauen besser: In den Dax-30-Unternehmen war im vergangenen Jahr mehr als jedes fünfte Aufsichtsratsmitglied eine Frau — ein Plus von 2,5 Prozentpunkten. Bei den Aufsichtsratsvorsitzenden zeichnet sich derweil ein ähnliches Bild wie bei den Vorständen ab: Von 160 Vorsitzenden waren lediglich vier Frauen.

Den höchsten Frauenanteil im Aufsichtsrat besitzt die Parfümeriekette Douglas. Unter den 19 Aufsehern sind neun Frauen. Schlusslicht sind die Stadtwerke Köln. Dort liegt der Frauenanteil bei 21 Prozent (vier von 19 Mitgliedern).

Auch bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung ist von extremer Frauenförderung wenig zu merken.

Während hier der Frauenanteil in den Vorständen schwach zunahm, verringerte sich der Anteil bei den weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern. "Die Unternehmen mit Bundesbeteiligung könnten eine Vorreiter- oder gar Vorbildrolle einnehmen, sind davon allerdings noch weit entfernt", bemängelte Elke Horst. Denn auch im Bankensektor belegen Frauen in den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten weniger Führungspositionen als bei den privaten Banken.

Die Selbstverpflichtung, mehr Frauen in Chefpositionen zu heben, müsse von Unternehmen energischer verfolgt werden, sagt Horst. Deutsche Betriebe bräuchten eine frauenfreundlichere Unternehmenskultur. Eigentlich sei sie als Ökonomin nicht für eine gesetzlich geregelte Quote, aber sie sehe, "wie langsam es vorangeht".

Ab 2016 sollen börsennotierte Unternehmen in ihren Führungsetagen eine Frauenquote von 30 Prozent erfüllen. Darauf hatten sich Union und SPD im Koalitionsvertrag geeinigt. Die Quote gilt allerdings nur für Aufsichtsräte, nicht aber für Vorstände.

(jaco)
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