Weihnachtseinkäufe im Lockdown Welche Alternativen es zu Amazon gibt

Düsseldorf · Der Online-Händler dominiert mit fast 50 Prozent Marktanteil in Deutschland das Geschäft im Internet. Doch das liegt eher an der Bequemlichkeit vieler Kunden, als an zu wenigen Alternativen. Ein Überblick.

 Das Paketaufkommen erhöht sich durch den Lockdown vor Weihnachten stark. Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus einem DHL-Paketzentrum in Sachsen.

Das Paketaufkommen erhöht sich durch den Lockdown vor Weihnachten stark. Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus einem DHL-Paketzentrum in Sachsen.

Foto: dpa/Robert Michael

Die Abhängigkeit wird zum Verhängnis. Das merkt man speziell bei Elektronikartikeln, bei denen die Bestände vielerorts knapp werden. Aber auch bei Fahrrädern und teilweise sogar bei Spielzeug. Denn all diese Produkte werden oft aus Asien importiert. Doch die Frachter sind momentan stark ausgebucht, die Transportrouten überlastet. Man beobachte die Lage sehr genau, heißt es beim Elektronikhändler Mediamarkt-Saturn. Andere werden deutlicher. „Dem deutschen Handel fällt jetzt auf die Füße, dass er sich so stark von Lieferungen aus Asien abhängig gemacht hat“, sagte Marcus Diekmann, Geschäftsführer des Fahrradhändlers Rose Bike kürzlich dem „Handelsblatt“.

Die Probleme bei der Verfügbarkeit dürften kurz vor Weihnachten weiter zunehmen – und hinzu kommt für viele Menschen aktuell ein weiteres Verfügbarkeitsproblem: Durch den Lockdown ab Mittwoch werden Teile des Weihnachtseinkaufs ins Internet verlagert. Dort führt der erste Weg für viele zu Amazon. Doch der größte Online-Händler der westlichen Welt steht immer wieder in der Kritik, unter anderem wird ihm vorgeworfen, kaum Steuern zu bezahlen. Die Partei „Die Linke“ startete kürzlich sogar eine Petition, in der man dazu aufrief, an Weihnachten auf Amazon zu verzichten.

Das ist eigentlich auch gar nicht so schwierig, denn es gibt viele Alternativen zu dem US-Unternehmen – von A wie Aboutyou bis Z wie Zalando. Bei Textilien sind die beiden Plattformen für viele Kunden schon jetzt die erste Anlaufstation, genau wie der Versandhändler Otto, der sein früheres Katalog-Geschäft längst auch in einen Online-Shop gewandelt hat. Für Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung hat sich der Hamburger Fachhändler Globetrotter als Anlaufstelle etabliert, Bettwäsche, Handtücher und Co. kann man auch gut bei Erwin Müller kaufen.

Laut dem Institut für Handelsforschung Köln kam Amazon im Jahr 2019 auf fast 50 Prozent Marktanteil beim Online-Handel, wenn man das Eigengeschäft und den Verkauf über die Amazon-Plattform (Marketplace) zusammenrechnet. Speziell in einzelnen Kategorien wie Computer und Elektronik, Spielzeug oder auch bei Büchern ist die Marktmacht vergleichsweise groß. Dabei zeigen Untersuchungen immer wieder, dass Amazon nicht zwangsläufig den besten Preis für Produkte bietet. Für Kunden lohnt es sich also, auch mal bei Konkurrenten des US-Handelsriesen zu schauen.

Durch die Buchpreisbindung kosten Romane und Co. im Online-Shop von Thalia genauso viel wie bei Amazon. Und durch ihre Einkaufsmacht können auch Mediamarkt oder Saturn in ihren Online-Shops Schnäppchen anbieten. Und auch Spielzeug gibt es nicht nur bei Amazon, sondern beispielsweise auch bei Mytoys oder direkt über die Online-Shops von Ravensburger und Co. Viele stationäre Händler wie Foto Koch aus Düsseldorf kombinieren außerdem inzwischen persönliche Beratungskompetenz mit einem umfangreichen Angebot im Internet. Mit diesem Fokus haben sich auch Nischenanbieter wie das Musikhaus Thomann über die eigene Branche hinweg einen Ruf als Vorzeige-Online-Unternehmer aufgebaut. Beliebte Weihnachtsgeschenke wie Schmuck bekommt man bei Juwelieren wie Christ ebenso im Internet wie Parfüm von Douglas.

Auch viele Markenhersteller haben erkannt, dass sie in der Internetwelt nicht zu abhängig sein dürfen von den großen Plattformen. Es geht schließlich auch darum, im Internet die eigene Marke zu inszenieren. Beim Sportartikelhersteller Adidas können Kunden gegen einen Aufpreis sogar noch am 23. Dezember bis 16:30 Uhr Geschenke für den nächsten Tag bestellen.

Und dann sind da natürlich noch die kleinen Anbieter, die individuelle Produkte in Handarbeit fertigen. Viele von ihnen konnten dieses Jahr nicht auf Weihnachtsmärkten ausstellen, andere tun dies sowieso nicht und setzen seit Jahren auf den Online-Vertrieb. Früher nutzten sie dazu die Plattform Dawanda, doch die hat inzwischen ihren Betrieb eingestellt. Ihren Platz hat das US-Pendant Etsy eingenommen. Vom Besteckhalter aus Filz über personalisierte Holzwürfel bis hin zu Spielzeug gibt es auch hier ein breites Angebot. Über eine Filterfunktion kann man sich zudem anzeigen lassen, welche Produkte besonders schnell versandbereit sind.

An Alternativen mangelt es jedenfalls nicht – und dank Anbietern wie Paypal müssen Kunden auch nicht immer ein neues Kundenkonto anlegen. Vielfach bieten Online-Shops die Möglichkeit, die Bezahlung und Bestellung über den Bezahldienst abzuwickeln. An einem grundlegenden Problem ändert das jedoch nichts: Die Ware muss verfügbar sein.

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