Vorschau auf den Aktienmarkt So dynamisch wird das Börsenjahr 2021

Düsseldorf · Die Jahresend-Rally am Aktienmarkt hat viele Kurssteigerungen vorweggenommen, die Analysten für 2021 prophezeit hatten. Ein Ausblick auf das neue Jahr – mit dem Blick darauf, welche Branchen mehr und welche weniger Potenzial haben.

                 

                

Foto: dpa/Boris Roessler

Von den meisten Menschen nahezu unbemerkt hat der Deutsche Akltien-Index (Dax) am Montag mehrfach kurzzeitig die Marke von 13.900 Punkten überschritten. Wieder ein Rekordwert also, von denen es in den vergangenen Monaten ja bereits mehrere gegeben hatte. Am Dienstag ist das Börsen-Barometer zwar wieder leicht gefallen, aber das ändert nichts an der positiven Gesamtlage.

Die Jahresend-Rally am deutschen Aktienmarkt hat manches an Kurssteigerungen vorweggenommen, was die Analysten zuvor für das gesamte Jahr prophezeit hatten. Und das nach einem Jahr, in dem die Finanzwelt bis Februar – als  das Coronavirus auch Deutschland erreichte –  an weitere Höhenflüge an der Börse glauben durfte, dann aber miterleben musste, wie der Dax binnen vier Wochen um ein Drittel abstürzte, um danach in bemerkenswerter Art und Weise bis Ende Dezember kontinuierlich zu steigen. Die Pandemie hat die Wirtschaft weltweit extrem durchgeschüttelt, und doch scheint die Börsianer das nicht mehr zu kümmern. Hat der Markt also noch weiter Luft nach oben? Und was verspricht in diesem Jahr weiter Gewinne? Wovon sollte man lieber die Finger lassen?

Erste Antwort: Was die Börsen vor allem treibt, ist die Tatsache, dass die Zentralbanken die Märkte weiter mit billigem Geld fluten. Die Zinsen drohen noch auf Jahre hinaus niedrig zu bleiben, so dass Investoren  nur wenige, meist aber risikoreichere Alternativen zu Aktien bleiben. Die Hoffnung, dass dank der Impfstoffe die Pandemie unter Kontrolle gebracht wird und die Weltwirtschaft sich erholt, wirkt als ein weiterer Kurstreiber. „Wir sehen aktuell mehr Chancen als Risiken“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Die Experten glauben nicht nur an eine konjunkturelle Erholung in der Euro-Zone, sondern auch an die Wirkung des neuen US-Konjunkturpakets. Dazu kommt der so lange herbeigesehnte Brexit-Deal. Viele Experten haben für das Jahresende 2021 einen Dax-Stand von 14.000 bis 14.500 Punkten vorausgesagt. Dazu müsste der Index vom Dienstag-Niveau aus „nur“ noch zwischen zwei und sechs Prozent steigen. Zum Vergleich: Der Dax hat seit seiner Gründung im Durchschnitt Gewinne von 8,3 Prozent verzeichnet.

Die Commerzbank hält sogar einen Anstieg des Dax auf 15.000 Zähler im Jahresverlauf 2021 für denkbar. Gleiches gilt für die Deka Bank. Joachim Schallmayer, dort Leiter Kapitalmärkte und Strategie, nennt als Argument vor allem die gleichzeitige Unterstützung durch Geld- und Fiskalpolitik. „Durch diese Verzahnung sind wir bisher schon erfolgreich durch die Krise gekommen“.  Niedrige Zinsen seien gut für die Unternehmensfinanzierung. Das wirkt sich auf die Ertragssituation aus. Bei den Dax-Unternehmen rechnet Schallmayer mit durchschnittlich 30 Prozent Gewinnsteigerung. „Allerdings ist die Basis aus dem Corona-Jahr 2020 auch niedrig“, gibt er zu bedenken.

Gleichzeitig gibt es aber auch in guten Börsenjahren immer Rückschlagpotenzial. Schallmayer beziffert dieses auf rund 15 Prozent im laufenden Jahr. „Das wäre aber eine normale unterjährige Korrektur“, sagt der Deka-Experte. Seine Favoritenbranchen auf europäischer Ebene in diesem Jahr: zyklische Werte aus den Bereichen Konsum, Industrie, Chemie und Rohstoffe, die von einer wachsenden Weltwirtschaft – plus sechs Prozent laut Deka-Schätzung – profitieren könnten. Weniger Wachstumspotenzial bergen nach Schallmayers Einschätzung Titel aus Nahrungsmittelindustrie und Einzelhandel sowie Technologieaktien. „Die sind keine starken Zugpferde mehr.“ Was einen tendenziell eher zu einem Investment in Europa als in den USA verleiten könnte. Denn in den Vereinigten Staaten machen IT- und Internetwerte immerhin rund 40 Prozent des Aktienmarktes aus.

Ähnlich wie bei Schallmayer fällt die Einschätzung von Ulrich Stephan, dem Deutsche-Bank-Experten, aus. Nach seiner Meinung werden sich 2021 vor allem die Werte erholen, „die im vergangenen Jahr Jahr besonders gelitten haben“. Gemeint sind damit preiswerte Aktien aus den Bereichen Tourismus, Industrie, Automobile sowie Metall- und Bergbau, die allesamt von einer   umfassenden Konjunkturerholung profitieren könnten. „Die Verlierer der Krise werden aufholen“, prophezeit Stephan. Darüber hinaus sieht der Experte Chancen bei Gesundheitsaktien.

Manche Analysten glauben im konjunkturellen Aufschwung auch wieder an die Banken. Aber bei denen weiß man gleichzeitig nicht, wie sich möglicherweise faule Kredite von Unternehmen auswirken, die in der Corona-Krise zahlungsunfähig geworden sind.

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