Düsseldorf Piloten: Weitere Lufthansa-Streiks noch in dieser Woche möglich

Düsseldorf · Nach dem viertägigen Piloten-Streik bleibt die Lage für Lufthansa-Kunden angespannt. Angesprochen auf eine mögliche Verschnaufpause für die Kunden, sagte ein Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC) unserer Zeitung: "Es ist alles offen. Reisende, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten auch Arbeitskampfmaßnahmen bei ihrer Planung berücksichtigen."

In dem Tarifstreit geht es um die vom Management geplanten Kürzungen bei der Übergangsversorgung der Piloten. Die Gespräche treten seit Monaten auf der Stelle. Kritiker sagen, dass es den Piloten in erster Linie um die neue Unternehmensstrategie gehe - und gegen die dürften sie nicht streiken. Die Kranich-Linie stampft derzeit unter der Marke Eurowings zwei neue Billig-Airlines für die Kurz- und Langstrecke aus dem Boden, die mit bis zu 40 Prozent niedrigeren Kosten arbeiten sollen. Als Fernflugziele waren zunächst Feriendestinationen vorgesehen, die die Lufthansa bisher vor allem Condor und Air Berlin überlassen hatte.

Bei der VC ist nach deren Angaben bislang kein neues Angebot des Lufthansa-Managements eingegangen. Die Lufthansa hatte allerdings am Wochenende in einem Schreiben an ihre Kunden noch einmal klar gemacht, dass sie keine Kompromisse eingehen werde, "die unsere Zukunftsfähigkeit gefährden". "Es ist interessant, dass das Management offenbar genau zu wissen scheint, was die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gefährdet, während es uns gegenüber konkrete Zusagen ablehnt, weil sich der Markt so dynamisch entwickele", sagte der VC-Sprecher.

Für Aufsehen sorgte gestern ein Vorstoß der Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation (Ufo) zu einer klärenden Gesprächsrunde, einer sogenannten Mediation, "um gemeinsam mit allen beteiligten Tarifparteien verbindliche Vereinbarungen zur weiteren Vorgehensweise abzustimmen", wie es in einer Mitteilung hieß. Als Grund nannte die Gewerkschaft, dass die Ausein-andersetzung der VC mit der Lufthansa Auswirkungen auf alle anderen Mitarbeiter habe. Das von Ufo vertretene Kabinenpersonal steckt derzeit selbst in schwierigen Tarifverhandlungen. Die beiden Ex-Politiker Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz wurden inzwischen als Schlichter bestimmt.

"Dieser Vorstoß hat uns sehr überrascht, und es wird noch mit der Ufo darüber zu reden sein, was die Beweggründe dafür waren", so der VC-Sprecher. "Wir werden den Vorschlag jetzt erst einmal in Ruhe prüfen." Auch ein Lufthansa-Sprecher sagte, man prüfe den Vorstoß.

Gestern begannen zudem die Tarifverhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal. Sie verlangt 5,5 Prozent mehr Geld und ist nicht bereit, in dieser Runde gleich noch über die Betriebsrenten zu verhandeln, die Lufthansa auch in diesem Bereich kürzen will. Die Frage der Altersversorgung dürfe man nicht über das Knie brechen, sagte eine Verdi-Sprecherin und verlangte zu dem Thema gesonderte Gespräche.

(RP)
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