München Weitere ADAC-Manager müssen nach Skandal gehen

München · Die Prüfer von Deloitte finden zwar weitere Manipulationen in Ranglisten, beklagen aber die mangelnde Transparenz.

Bislang hatte der Vorsitzende der ADAC-Geschäftsführung Karl Obermair persönliche Konsequenzen nach den Manipulationen beim "Gelben Engel" abgelehnt. Jetzt muss er trotzdem gehen. Man führe Gespräche, um sich im gegenseitigen Einvernehmen zu trennen, erklärte gestern der kommissarische Präsident des Autoclubs, August Markl, in München – im Klartext: Über die Abfindung wird verhandelt.

"Ich will betonen, dass Herr Dr. Obermair nach dem heute vorgestellten Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer in keiner Weise mit den Manipulationen um die Auszeichnung Gelber Engel zu tun hatte", sagte Markl zwar. Allerdings war Obermair untragbar gewesen, weil er sich auf der Preisverleihung des "Gelben Engel" in diesem Jahr über Manipulationsvorwürfe lustig gemacht hatte anstatt aufzuklären.

Mit seinem Geschäftsführungskollegen Stefan Weßling hat sich der Club bereits über eine einvernehmliche Trennung geeinigt. Ein Ersatz ist bereits ab dem 1. März an Bord: Marion Ebentheuer, seit 1996 beim ADAC und noch Vorstand der ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG, wechselt in die Geschäftsführung des ADAC. Damit ist erstmals eine Frau im ADAC-Spitzenmanagement.

Ein neuer Chef für das Führungsgremium wird noch gesucht – der ADAC lässt sich dabei sicherlich von Personalberatern helfen, um einen wirklichen Neuanfang zu schaffen.

Frank Marzluf, Partner des Prüfungsunternehmens Deloitte, hat gestern außerdem die weiteren Untersuchungsergebnisse zur Manipulation bei der Preisverleihung "Gelber Engel" vorgestellt. Sein Team leistete kriminalistische Arbeit, um die bereits veröffentlichten Fälschungen bei der Wahl des "Lieblingsautos der Deutschen" nachzuvollziehen. "In unseren Untersuchungen der neun weiteren Kategorien des 'Gelben Engel' konnten wir auf Grundlage der uns vorliegenden Daten und Informationen keine Hinweise auf erfolgte Manipulationen finden", sagte der Forensik-Fachmann. Allerdings blieben 27 Preise ungeprüft, weil es keine Daten mehr dazugab.

Einzig beim Gelben Engel für die beste Reiselimousine 2014 ist Deloitte auf Hinweise für Manipulationsversuche gestoßen. Deloitte-Mann Marzluf übte Kritik: "Es ist deutlich erkennbar, dass im Laufe der vergangenen zehn Jahre die Bewertungskriterien für Kategorien teilweise mehrfach verändert worden sind. Transparenz und Konsistenz waren dadurch aber nicht immer gegeben."

Damit wurde auch willkürlichen Veränderungen der Bewertungskriterien Tür und Tor geöffnet. Der geschasste Kommunikationschef des ADAC, Michael Ramstetter, scheint Zahlen so lange geändert zu haben, bis das Ergebnis ihm passte – nun werden arbeits- und zivilrechtliche Schritte geprüft.

(RP)
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