Wegen Corona IWF erwartet schlimmste Wirtschaftskrise seit 100 Jahren

Washington · Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet wegen der Coronavirus-Pandemie die schlimmste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1920er und 1930er Jahre. Wen es am härtesten trifft.

 IWF-Chefin Kristalina Georgiewa,

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa,

Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

"Wir erwarten die schlimmsten wirtschaftlichen Konsequenzen seit der Großen Depression", sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag. Selbst im besten Fall dürfte es im kommenden Jahr nur eine "teilweise Erholung" geben; es könnte aber auch "schlimmer" werden. Es herrsche große Unsicherheit über die Dauer der Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen, sagte Georgieva. Das weltweite Wirtschaftswachstum werde in diesem Jahr klar negativ ausfallen. 170 der 180 IWF-Mitgliedstaaten dürften einen Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens erleiden.

Die Regierungen müssten jetzt entschieden handeln und Unternehmen und Bürger unterstützen, mahnte Georgiewa. Ansonsten würde ein Wiederanspringen der Wirtschaft zum Ende der Pandemie noch schwieriger.

"Wir sind mit einer noch nie dagewesenen Krise konfrontiert", sagte Georgiewa. "Ich habe aber keinen Zweifel, dass wir die Herausforderungen meistern werden." Ermutigend sei zum Beispiel, dass Regierungen rund um den Globus bereits rund acht Billionen Dollar an Finanzhilfen bereitgestellt hätten.

Nächsten Dienstag will der IWF seine konkreten Prognosen im Weltwirtschaftsausblick veröffentlichen. Georgiewa sagte, es werde wohl den stärksten Einbruch seit der Großen Depression vor fast 100 Jahren geben. Die Weltwirtschaft werde 2020 deutlich im negativen Bereich landen. Vor drei Monaten hatte der IWF für dieses Jahr noch ein Wachstum beim Pro-Kopf-Einkommen in über 160 Ländern prognostiziert - jetzt wird mit einem Rückgang in mehr als 170 Staaten gerechnet.

Sollte das weitgehend zum Stillstand gekommene öffentliche Leben im zweiten Halbjahr zusammen mit der Wirtschaft wieder anspringen, könnte es 2021 eine Teilerholung geben. Dieser Ausblick sei aber mit "immenser Unsicherheit" behaftet, so Georgiewa. "Es kann auch schlechter kommen." Das hänge vor allem von der Dauer der Pandemie ab.

Die Krise trifft laut IWF alle Länder, ärmere Staaten und Entwicklungsländer könnten aber nicht so gut darauf reagieren. Sie hätten schlechtere Gesundheitssysteme, weniger Rücklagen im Haushalt und seien stärker unter Druck von Investoren. "In den letzten zwei Monaten wurden aus Entwicklungsländer-Portfolios rund 100 Milliarden Dollar abgezogen - mehr als drei Mal so viel wie in der Weltfinanzkrise."

Georgiewa ergänzte, zuletzt von mehr als 90 Ländern Anträge auf Notfallfinanzierungen erhalten zu haben. Das sei bislang noch nicht vorgekommen. Grünes Licht gebe es bereits für Hilfsprogramme in Ruanda, Madagaskar und Togo. Der IWF kann insgesamt eine Billion Dollar verleihen, bei den Notfallfinanzierungen wird mit einer Nachfrage von rund 100 Milliarden Dollar gerechnet. Der IWF überprüfe momentan seinen Instrumentenkasten, so die Chefin des Fonds. Dabei gehe es um vorsorgliche Kreditlinien und in einigen Fällen ärmerer Staaten auch um Schuldenerleichterungen, damit mehr Gelder in das Gesundheitssystem fließen könnten.

(kron/AFP)
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