Analyse Was Sparer bei immer niedrigeren Zinsen tun können

Düsseldorf · Ratgeber Weil die durchschnittlichen Zinsen auf klassische Spar-Einlagen in den vergangenen Monaten noch weiter gesunken sind, wird es immer schwieriger, wenigstens die Inflationsrate auszugleichen. Investment-Strategen raten kurzfristig zur Flucht in Aktien.

Mario Draghis Geldpolitik wird teuer für Sparer. Weil die Zinsen auf Einlagen in den vergangenen Monaten weiter gesunken sind, lässt sich kaum mehr der Verlust durch die Inflation ausgleichen.

Tagesgeld Das Verbraucherportal Biallo hat in seinen gelisteten Angeboten für Tagesgeld-Konditionen gestern einen neuen Tiefstwert ermittelt. Im Schnitt gab es noch 0,45 Prozent Zinsen auf das Tagesgeld. So wenig war es in den vergangenen sieben Jahren nie. Es gibt Geldinstitute, die locken Neukunden mit Zinsen über 1,3 Prozent zumindest für mehrere Monate.

Festgeld Seit August haben die Festgeld-Zinsen einen neuerlichen Sturzflug hingelegt. Im Schnitt ermittelte Biallo gestern für eine Anlage von 5000 Euro bei sechs Monaten Dauer einen Zinssatz von 0,5 Prozent. Im Mai waren es noch 0,6 Prozent gewesen. Einzelne Institute bieten über 1,0 Prozent.

Sparbriefe Der Zins für Sparbriefe ist laut Biallo im September erstmals in den vergangenen sieben Jahren unter die Ein-Prozent-Marke gefallen und liegt jetzt bei 0,91 Prozent (bei vier Jahren Laufzeit).

Traditionelle Einlagen bringen unter Berücksichtigung der Inflationsrate, die bereits seit Ende 2010 höher ist als die Zinssätze, Verluste. Die im Moment sehr niedrige Teuerungsrate sorgt noch dafür, dass der Verlust überschaubar ist. Doch das dürfte sich bald ändern. "Wir gehen in zwölf Monaten von einer Inflationsrate von 1,6 bis 2,0 Prozent aus", sagt Chris-Oliver Schickentanz, Leiter der Anlagestrategie der Commerzbank. Auf gleichzeitig steigende Zinsen zu hoffen, das hält die Deutsche Bank für ziemlich aussichtslos. "Sparbücher und Festgeldanlagen dürften hierzulande bis auf Weiteres keine nennenswerte Verzinsung bringen", sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank.

Aktien Schickentanz rät, etwas Risiko einzugehen, aber breit zu streuen in Wertpapiere, Renten, Rohstoffe und Immobilien. "Nach der jüngsten Kursschwäche sollten Anleger antizyklisch Aktien kaufen. Sieben bis acht Prozent Rendite sind bis Jahresende möglich", so Schickentanz. Oliver Caspari, Leiter Investmentstrategie beim Bankhaus Lampe, erwartet den Dax bei über 9500 Punkten: "Die Notenbanken sorgen dafür, dass Liquidität Richtung Aktien fließt. Wir empfehlen Papiere von substanzstarken Unternehmen mit mehr als drei Prozent Dividendenrendite."

(RP)
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