Tipps für die Vorsorge Was man zum Pflegetagegeld wissen muss

Düsseldorf · Schon in jungen Jahren kann es sinnvoll sein, vorzusorgen. Wer die finanziellen Mittel dazu hat, kann monatlich eine Summe in eine Pflegetagegeldversicherung investieren. Ein Versicherungsexperte und Investmentberater liefert dazu die wichtigsten Antworten.

Wer in ein Pflegeheim kommt, kann die Kosten dafür oft nicht selbst aufbringen. Im Zweifel müssen Kinder für die Finanzierung aufkommen.  	Foto: Christoph Schmidt/dpa

Wer in ein Pflegeheim kommt, kann die Kosten dafür oft nicht selbst aufbringen. Im Zweifel müssen Kinder für die Finanzierung aufkommen. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Bei Männern liegt die Lebenserwartung laut Statistischem Bundesamt bei 78,5 Jahren, bei Frauen beträgt sie im Schnitt 83,4 Jahre. Das führt dazu, dass Menschen für eine längere Zeit auf Pflege angewiesen sein können als früher. Um diese finanzieren zu können, gibt es beispielsweise die Möglichkeit, eine Pflegetagegeldversicherung abzuschließen. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt nicht alle Kosten. Doch wie hoch sind die Beiträge für eine solche Versicherung? Und wie viel Geld wird einem ausgezahlt? Fragen und Antworten zu dem Thema:

Was ist die Pflegetagegeldversicherung?

Sie ist eine von drei Formen der privaten Pflegezusatzversicherung. Bei dieser wird für jeden Pflegetag ein vereinbarter fester Geldbetrag gezahlt. Ausgezahlt wird das Pflegetagegeld aber nur monatlich.

Wofür ist eine Pflegetagegeldversicherung sinnvoll?

Monatlich Geld für eine eventuelle Pflege zu sparen, schützt zum Einen davor, im Rentenalter vor finanziellen Problemen zu stehen. Wer später auf ambulante oder stationäre Pflege in einem Heim angewiesen ist, erhält neben einem Anteil aus der gesetzlichen Pflegeversicherung und seiner eigenen Rente keine weitere Unterstützung, um die Pflege zu finanzieren. Dann muss ein Eigenanteil geleistet werden, der durch eine private Pflegetagegeldversicherung gestützt werden kann. Zum Anderen kann eine Pflegetagegeldversicherung davor schützen, dass die eigenen Kinder zur Kasse gebeten werden, wenn die Eltern auf Pflege angewiesen sind. Reichen Rente und das eigene Einkommen der Eltern nicht aus, um diese bezahlen zu können, können Kinder ab einem gewissen Einkommen für die Pflege ihrer Eltern belangt werden.

Ab welchem Einkommen müssen Kinder für die Pflege ihrer Eltern aufkommen?

Seit Anfang 2020 müssen Kinder laut Verbraucherzentrale für die Pflege ihrer Eltern nur dann zahlen, wenn sie ein Jahresbruttoeinkommen von mehr als 100.000 Euro haben. Wer als erwachsenenes Kind für seine Eltern Unterhalt zahlen muss, darf monatlich einen Selbstbehalt von mindestens 2.000 Euro für sich behalten. Hierzu ein Rechenbeispiel, das finanztip.de aufgeführt hat: Angenommen, eine Person verdient monatlich 10.000 Euro brutto. Netto entspräche das etwa einer Summer von 5700 Euro. Nach Bereinigung des Nettoeinkommens um zulässige Abzüge, wie Fahrtkosten, Kosten für die Krankenvorsorge oder Kosten für die private Altersvorsorge, beläuft sich das relevante Einkommen auf 5000 Euro. Bei einem Selbstbehalt von 2000 Euro ergibt sich ein Unterhaltsanspruch in Höhe von 50 Prozent von 3000 Euro, also 1500 Euro im Monat. Kann die Person angesichts des Angehörigenentlastungsgesetz einen höheren Selbstbehalt von 5000 Euro ansetzen, müsste sie keinen Unterhalt für seine Eltern zahlen. Ist das Kind verheiratet, kommt für den Ehepartner ein Betrag von 1600 Euro pro Monat hinzu. Der Familienselbstbehalt beläuft sich damit derzeit monatlich auf 3600 Euro.

Wer sollte eine Pflegetagegeldversicherung abschließen?

Grundsätzlich sollte jeder eine solche Versicherung abschließen, empfiehlt Versicherungsexperte Tim Reinken von der Finanzdienstleistung Tecis. Er sagt, im Idealfall sollte man sich mit Ende 20, spätestens Anfang 30 mit dem Thema beschäftigen. Je jünger man ist, desto günstiger sind meist die Tarife, zu denen die Versicherungen angeboten werden. Vor Abschluss einer Versicherung sollte man sich allerdings auch bewusst machen, dass nur die wenigsten Versicherer eine beitragsfreie Unterbrechung des Vertrags erlauben. Wer die Beiträge zwischendurch nicht zahlen kann, riskiert die Kündigung des Vertrags und den Verlust des Geldes.

Wie hoch sind die monatlichen Beiträge für die Pflegetagegeldversicherung?

Hierbei sind Versicherungsnehmer flexibel, sie können selbst entscheiden, wie viel Geld sie investieren wollen und können. Beiträge von fünf bis 150 Euro sind möglich. Der Versicherungsexperte empfiehlt aber – sofern man die Summe monatlich zur Verfügung hat – 50 Euro zu investieren. Dieser Tagessatz, hochgerechnet auf einen Monat, entspräche im Fall einer Pflege einer Unterstützung von 1500 Euro. Je nach Tarif, den man für die Versicherung gewählt hat, kann die anfangs festgelegte Summe auch erhöht oder gesenkt werden.

Wofür kann das Geld aus der Versicherung im Pflegefall ausgeben werden?

Auch darüber kann die zu pflegende Person selbst entscheiden, da die Leistungen bei der Pflegetagegeldversicherung nicht zweckgebunden sind. Ist jemand im Alter auf ambulante Pflege angewiesen, kann sie/er beispielsweise eine Reinigungskraft von dem Geld bezahlen. Über die Verwendung müssen keine Kostennachweise erbracht werden (lediglich für das Finanzamt muss eine Rechnung über die Reinigungskraft erbracht werden). Manche Versicherer beschränken ihre Tagegeldzahlungen jedoch nur auf die stationäre Pflege, daher sollte vor dem Abschuss des Vertrages unbedingt auf Einzelheiten geachtet werden. Zudem sollten verschiedene Versicherungen miteinander verglichen werden.

Ab wann kann man sich das Pflegetagegeld auszahlen lassen und wie wird es ausgezahlt?

Ausgezahlt wird es ab dem Tag, ab dem man einen Nachweis über einen der fünf Pflegegrade erbringen kann (siehe Infobox). Der Tagessatz, der für den jeweiligen Versicherungsnehmer festgelegt wird, hängt einerseits davon ab, ob man ambulant oder stationär gepflegt wird, und davon, welcher Pflegegrad einem zugeordnet wird. Je höher dieser ist, desto höher ist die monatlich ausgezahlte Summe aus der Pflegetagegeldversicherung.

Wie teuer ist eine vollstationäre oder ambulante Pflege, wenn man diese nur mit der eigenen Rente und dem Anteil aus der gesetzlichen Pflegeversicherung bezahlen muss?

Für Pflegegrad 2 ergeben sich bei einer vollstationären Pflege bundesdurchschnittliche Kosten von 3067 Euro. Davon beträgt der Eigenanteil 2297 Euro, 770 Euro übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung. Bei Pflegegrad 5 betragen die Pflegekosten 4302 Euro, davon müssen 2297 Euro selbst aufgebracht werden, 2005 Euro übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung. Geht man von einer aktuellen Durchschnittsrente von 1089 Euro in Deutschland aus (vor der Erhöhung zum 1. Juli 2023), ist der Eigenanteil etwa doppelt so hoch wie eine durchschnittliche Rente. Bei einer ambulanten Pflege liegen die Kosten je nach Pflegegrad zwischen 500 und 2500 Euro im Monat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort