100 gestrichene Flüge ab Düsseldorf Eurowings-Streik trifft vor allem NRW

Düsseldorf/Köln · Mehr als 100 Flüge fielen in Düsseldorf aus, auch Köln-Bonn war stark tangiert. Das Management droht nun mit der Verlagerung von Jobs, die Piloten wollen mehr freie Tage und den Lohnrückstand zum Mutterkonzern aufholen.

 In  Köln-Bonn und in Düsseldorf fielen am Montag massenhaft Flüge von Eurowings aus.

In Köln-Bonn und in Düsseldorf fielen am Montag massenhaft Flüge von Eurowings aus.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Nachdem die Piloten des Lufthansa-Ablegers Eurowings in den NRW-Herbstferien schon am 6. Oktober die Arbeit niedergelegt hatten, läuft seit Montag ein großer Streik. Bis Mittwoch sollen so viele Flüge wie möglich ausfallen. Die Folgen waren am Montag an den zwei NRW-Hauptstandorten Düsseldorf und Köln teilweise frappierend. In Düsseldorf als bundesweit wichtigstem Standort mussten 102 von 171 Flügen gestrichen werden, in Köln-Bonn waren es 43 von 76 Verbindungen, in Stuttgart wurden 40 Starts- und Landungen annulliert. Insgesamt seien 240 von 488 Flügen ausgefallen, erklärte das Kölner Unternehmen.

An allen betroffenen Flughäfen war die Stimmung trotz des Arbeitskampfes ruhig, weil praktisch alle Passagiere vorher per E-Mail oder SMS über ausfallende Flüge und eventuelle Alternativen informiert worden waren. „Wir haben viele Reisende auf andere Verbindungen umgebucht“, erklärte ein Sprecher von Eurowings. Die Deutsche Bahn teilte mit, sie gehe davon aus, dass viele Reisende auf ICEs umgestiegen seien. Tatsächlich raten manche Firmen ihren Beschäftigten schon länger ab, bei dienstlichen Flügen eventuell ab Frankfurt statt Düsseldorf zu starten, weil die Sicherheitskontrollen am Rhein so viel Zeit kosten.

Dass nicht alle Eurowings-Flüge ausfielen, lag vorrangig daran, dass die Jets der österreichischen Tochter Eurowings Europa nicht vom Arbeitskampf betroffen waren. „Die fliegen unter Volllast“, hieß es bei Eurowings. Außerdem setzte der Lufthansa-Ableger Jets von Partnerfirmen ein, die auch sonst einige Flüge übernehmen. Als Ergebnis hoben am Montagnachmittag ab Düsseldorf einige Eurowings-Jets nach Ibiza, Neapel, Rom, Hamburg und Zürich ab. Doch sehr viel mehr Flüge nach London, Budapest, Wien oder Stockholm wurden gestrichen. Eurowings bemühte sich um alternative Reisemöglichkeiten, was am Ende der Urlaubssaison in manchen Fällen halbwegs einfach war. „Flüge, die betroffen sind, können auch nach dem Streiktag erstattet werden“, erklärte Eurowings.

Bei dem Arbeitskampf will die Spartengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vorrangig die Arbeitsauflagen für Piloten und Pilotinnen deutlich reduzieren, was indirekt zu höheren Überstundenzuschlägen führen könnte. Es solle zusätzliche 14 zusätzliche freie Tage im Jahr geben, fordert die Gewerkschaft; Eurowings bietet laut eigenen Angaben zehn freie Tage. Die Piloten wollen fünf Stunden weniger pro Woche fliegen; angebogten worden seien drei Stunden, sagte Finanz-Geschäfsführer Kai Duve. Dabei geht es um die maximale Stundenzahl zur Hochsaison wie in den Sommerferien. Im Herbst und Winter wird dann weniger gearbeitet.

Indirekt bekam das Eurowings-Management Unterstützung von der Konzernmutter Lufthansa. Deren Chef Carsten Spohr sagte, dass die Zukunft der Eurowings gefährdet würde, sollte die Geschäftsführung auf die Forderungen von Cockpit eingehen. Spohr: „Die Lufthansa-Gruppe bietet die besten Bedingungen für Mitarbeiter in Europa.“ Das werde  man auch in Zukunft tun, „denn wir wollen die Besten zu uns holen“. Zum Schluss werde „die Vernunft siegen“. Ein neues Angebot werde es erst einmal nicht geben.

Tatsächlich geht es bei dem Arbeitskampf vor allem darum, dass die Pilloten von Eurowings sich im Vergleich zu ihren Kollegen bei  der Lufthansa bei den Tarifen als benachteiligt ansehen. Das Einstiegsgehalt für Piloten liegt laut „Handelsblattt“ mit rund 59.000 Euro im Jahr rund 10.000 Euro niedriger als im Mutterkonzern, bei den erfahreneren Flugzeugführern sind im Stammhaus viele zehntausend Euro mehr pro  Jahr drin als beim Ableger für Kurz- und Mittelstrecken. „Diejenigen,die nicht im Konzerntarifvertrag sind, begehren nun auf“, sagt dazu der Hamburger Airline-Experte Gerald Wissel, „die wollen stärker davon profitieren, dass es dem Lufthansa-Konzern und gerade Eurowings nach zweieinhalb Jahren Corona-Krise wieder deutlich besser geht.“ Er sagt, es gebe bei Lufthansa eine Art „Zweiklassengesellschaft“ mit exzellent bezahlten Piloten im Mutterkonzern und deutlich schlechteren Konditionen bei Ablegern wie Eurowings.

Wie geht es nun weiter? Eurowings hat die Vereinigung Cockpit aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, auch ohne dass ein neues Angebot auf dem Tisch liegt. Die Gewerkschaft habe „Maß und Mitte“ verloren, jeder Streiktag koste mehr als zehn Millionen Euro und gefährde Arbeitsplätze. Eventuell würden weitere Eurowings-Jets künftig noch stärker außerhalb von Deutschland stationiert, droht das Management.

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