Parfümeriekonzern baut um Warum Douglas Filialen schließt

Düsseldorf · Der geplante Abbau von etwa 50 deutschen Filialen beim Düsseldorfer Parfümeriekonzern dürfte auch Hunderte Jobs im Inland kosten. Das Internet liefert immer größere Anteile der Handelsumsätze.

 Douglas-Filiale in Leverkusen

Douglas-Filiale in Leverkusen

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Als im April des vergangenen Jahres nach dem ersten Lockdown die Handelsgeschäfte in Deutschland wieder öffnen durften, war es auch für Douglas-Chefin Tina Müller „ein gutes Gefühl, endlich wieder in einer Filiale zu sein“. Das hatte nicht nur mit menschlicher Befindlichkeit zu tun, sondern auch mit der Erkenntnis, dass das stationäre Handelsgeschäft noch immer zwei Drittel des Umsatzes bringt und daher wichtig ist. Doch die Waage neigt sich mehr und mehr zum Online-Handel. Der ist einerseits trendy, andererseits verursacht er weitaus geringere Kosten als das stationäre Geschäft mit Mieten und teils hohem Personalaufwand. Was bei Verbindlichkeiten von rund zwei Milliarden Euro, die im kommenden Jahr fällig werden, ein wesentlicher Faktor ist.

Die Schuldenlast und der Kostendruck sind nicht zu verachten. Bei Douglas sollen offenbar mehr als 50 der 430 Niederlassungen geschlossen und vermutlich einige Hundert Jobs gestrichen werden. Das verlautet aus Handelskreisen. Das Unternehmen will sich dazu nicht äußern. Europaweit könnten rund 500 von 2400 Filialen geschlossen werden, heißt es. Das wäre jede fünfte Niederlassung.

Abseits dessen bedeutet der Digitaltrend für die Douglas-Strategie, dass wie in anderen Branchen der Fokus auf dem Online-Handel liegt. In der Praxis bedeutet das: eine digital vernetzte Beauty-Plattform, auf der Online-Shops, Filialen und andere Angebote des Konzerns zusammenkommen sollen. „Wir werden vom Händler mit Online-Shop zum Digitalunternehmen mit stationärem Geschäft“, sagte Tina Müller Ende 2020. Auch das bringt den Konzern dazu, sein Filialnetz schrumpfen zu lassen. Die Aufgabe, dieses Netz zu überprüfen, stellt sich ohnehin regelmäßig, weil sich beispielsweise die Nachfrage in bestimmten Regionen verändert, Mietverträge auslaufen oder sich die Konditionen ändern. Die Verschiebung hin zum Online-Geschäft verstärkt das, und die Corona-Krise mit den vorübergehenden Zwangsschließungen und Umsatzeinbrüchen beschleunigt die Entwicklung. Das heißt: Kein Umsatz in den Ladenlokalen, aber weiter Fixkosten. KfW-Kredite und Gespräche mit den Vermietern über Mietstundungen hat es entsprechend auch bei Douglas gegeben, Teile der Belegschaft gingen in Kurzarbeit. Im Dezember des vergangenen Jahres wollte der Parfümeriekonzern zwar einen Teil seiner Filialen sozusagen unter dem Label Drogeriemarkt öffnen, doch machte das Unternehmen angesichts öffentlicher Empörung über diese Idee einen Rückzieher.

Aber auch unabhängig von der Corona-Pandemie ist das Geschäft übers Internet der Wachstumsbereich schlechthin. Und er liefert womöglich auch die Story, die Tina Müler bei einem möglichen Börsengang im kommenden Jahr den potenziellen Investoren erzählen könnte. Zunehmende Digitalisierung kommt an den Finanzmärkten immer gut an, und wenn sie dann noch mit Kostenabbau verbunden ist, ist das für viele ein attraktives Investment.

Auf dem Weg bietet sich womöglich für den Finanzinvestor CVC Capital Partners, der 85 Prozent der Anteile an Douglas hält, ein Ausstiegsszenario an – jedenfalls, solange die Börsen so im Aufwärtstrend sind wie zuletzt. Eine Rückkehr an den Aktienmarkt neun Jahre nach dem Delisting wird jedenfalls derzeit diskutiert. 2013 war Douglas von der Börse verschwunden, nachdem die Eigentümerfamilie Kreke gemeinsam mit der Private-Equity-Firma Advent den Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht hatte. Zwei Jahre später sollte Douglas zurück an den Aktienmarkt, doch diese Pläne zerschlugen sich. Stattdessen stieg mit CVC Capital Partners der nächste Finanzinvestor ein; die Krekes blieben mit 15 Prozent im Eigentümer-Boot.

Auf dem Weg zurück an die Börse müssen aber die Zahlen stimmen, und dazu sollen die Filialschließungen wohl ihren Teil beitragen. Was Tina Müller 2020 auch angekündigt hat, ist, dass in Deutschland vermutlich weniger Häuser geschlossen werden als beispielsweise in Südeuropa. Deshalb gelten die Niederlassungen etwa in Spanien und Italien in weitaus stärkerem Maß als Streichkandidaten auf der Konzernliste – auch weil Douglas im Süden des Kontinents in den vergangenen Jahren zugekauft hat. Unter der Führung von Müllers Vorgängerin Isabelle Parize hatte sich die Gruppe 2017 zunächst mit dem spanischen Konkurrenten Bodybell und kurze Zeit später mit den italienischen Marken Limoni und La Gardenia verstärkt.

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