Aktienmarkt Wann schafft der Dax die 20.000 Punkte?

Düsseldorf · Der Börsenindex ist am Montag leicht gefallen. Aber das Erreichen der nächsten Schallmauer scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Was passieren muss, damit es noch weiter aufwärts geht.

Binnen einer Woche hat der Dax zuletzt drei Prozent gewonnen.

Foto: dpa/Arne Dedert

Als der Deutsche Aktien-Index (Dax)am vergangenen Freitag bei mehr als 19.400 Punkten wieder mal ein Rekordhoch erreichte, war die Zahl derer, die schon für diese Woche einen Anstieg auf mehr als 20.000 Punkte erwarteten, groß. Doch wie das manchmal so ist mit Ereignissen, auf deren Eintreten alle hoffen – sie passieren dann doch nicht. Auch der Dax ist am Montag erst einmal zurückgefallen. Gegen 16 Uhr verzeichnete der wichtigste deutsche Aktienindex bei 19.350 Punkten ein Minus von knapp 0,3 Prozent.

Das scheint allerdings nur ein Zwischentief gewesen zu sein. Denn der Dax ist weiterhin nur knapp drei Prozent vom Überwinden der zweiten Zehntausender-Grenze in seiner Geschichte entfernt. Und es gibt aktuell genug Argumente, die dafür sprechen, dass der Aufwärtstrend längerfristig anhalten wird.

Zinsen Sinkende Zinsen sind einerseits gut für die Finanzierungskosten von Unternehmen und andererseits für Aktien, da die Attraktivität festverzinslicher Anlagen abnimmt. Dazu kommt: Sie sind ein Instrument, mit dem sich die schwächelnde Konjunktur wieder antreiben lässt - wenn auch nicht das einzige. Die Zinspolitik der großen Notenbanken bleibt deshalb ein Kurstreiber für die Aktienmärkte weltweit. In diesem Jahr wird in Europa zumindest noch mit einer weiteren Zinssenkung gerechnet. Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für wertpapierbesitz(DSW), ist jedenfalls optimistisch: „Es gibt keine Gründe, warum nicht nach Erreichen der 20.000 Punkte der DAX weiter steigen sollte, wenn tatsächlich weitere Zinssenkungen erfolgen oder angekündigt werden und daraufhin endlich auch die Konjunktur anzieht.“ Weiteren Rückenwind gebe der sinkende Ölpreis.

In den USA ist das mit den Zinssenkungen vielleicht ein wenig komplizierter. Ein Wahlsieg Donald Trumps am 5. November könnte höhere Staatsverschuldung, neue Zölle und höhere Inflation bedeuten, was die US-Notenbank Fed zu Zinserhöhungen zwingen könnte. Gewinnt dagegen Kamala Harris, könnte der Aufwärtstrend anhalten, jedenfalls dann, wenn der US-Wirtschaft die erhoffte weiche Landung gelingt.

China Der chinesische Leitindex CSI ist zuletzt binnen einer Woche um 16 Prozent gestiegen. Was auf Wachstum hindeutet. Deshalb hat Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater darauf hingewiesen, dass vor allem die Kurse jener deutschen Unternehmen mit einem starken Chinageschäft gestiegen seien – beispielsweise die der Autobauer. Unter anderem sie könnten profitieren, wenn die Bemühungen der Asiaten zur Ankurbelung der Konjunktur weitere Erfolge zeigen.

Realwirtschaft Andererseits sieht man in Deutschland, dass selbst in volkswirtschaftlich eher mauen Zeiten, wir wir sie gerade erleben, die Aktienkurse trotzdem deutlich steigen könnten. „Die Konjunktur in Europa und erst recht in Deutschland gibt keinen Rückenwind. Insofern sind es die international erfolgreich aufgestellten Unternehmen und vor allen Dingen die Entlastungen über die zu erwartenden weiteren Zinssenkungen in den USA und Europa, die hier die Kurse nach oben bewegen“, sagt Tüngler.

Zur Erinnerung: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist 2023 um 0,3 Prozent gefallen, für das laufende Jahr sagen Wirtschaftsforscher ein Nullwachstum voraus. Zum Vergleich: Seit Anfang 2023 hat der Dax ungefähr 35 Prozent zugelegt, in den vergangenen zwölf Monaten 27 Prozent. Da sagen viele, die Börse habe sich von der Realwirtschaft entkoppelt. Das stimmt so aber nicht. Die schwache Volkswirtschaft spürt man eben viel mehr bei den kleinen und mittleren Unternehmen, bei Gastronomen, bei Einzelhändlern, die allesamt nicht an der Börse notiert sind. Demgegenüber stehen die Aktien großer Konzerne, deren Geschäft längst in großen Teilen jenseits der deutschen Grenzen stattfindet.

Monatsperformance Der Blick in die Geschichte lässt viele den September als den schlechtesten Monat des Jahres am Aktienmarkt wahrnehmem. Mal abgesehen davon, dass solche Analysen immer sehr zeitraumbezogen sind und es im neunten Kalendermonat auch schon genug Ausreißer nach oben gab: Für den September des laufenden Jahres wird ein Plus unter dem Strich stehen. Aktuell beträgt das mehr als zwei Prozent.

Vermögen Mit steigenden Börsenkursen werden die Reichen noch reicher, ihr Vorsprung auf den weniger vermögenden Teil der Menschheit wächst. Die Kluft zwischen Elon Musk, Bernard Arnault und Co. auf der einen und Kleinsparern auf der anderen Seite wird also noch größer.