Zu viel Stromverbrauch Die private Auto-Ladesäule wird zum Problem

Düsseldorf · Wer lange warten muss, um das E-Auto aufzutanken, kann sich eine Ladesäule für daheim kaufen. Doch viele davon am gleichen Ort könnten Stromausfälle auslösen.

 Tesla Elektroauto beim Laden

Tesla Elektroauto beim Laden

Foto: picture alliance / Daniel Kubirski/Daniel Kubirski

Das Elektroauto hat viele Vorteile: Es ist umweltfreundlicher, stößt unterwegs kein CO2 aus und es kostet in der Reparatur weniger, weil es weniger verschleißanfällige Bauteile hat wie die Kupplung oder einen Auspuff. Zusätzlich fahren es immer mehr Menschen. 131.000 E-Autos gab es zum Jahresbeginn in Nordrhein-Westfalen – etwa neun Mal so viel, wie noch 2019 gezählt worden sind, das zeigen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes. Für das Klima und die Umwelt eigentlich gut. Doch auch das E-Auto muss irgendwie betankt werden und das löst neue Probleme aus. Denn wo sollen Fahrer ihren Wagen aufladen, wenn es zu wenige öffentliche Ladesäulen in der eigenen Heimat gibt?

Der „Bestand an Elektroautos wächst schneller als die öffentliche Ladeinfrastruktur“, darauf wies die staatliche Kfw-Bank kürzlich in einer Studie zum Thema „Elektromobilität in Deutschland“ hin. Das begründet warum viele E-Autofahrer geduldig bleiben und weitersuchen müssen, wenn eine Ladesäule schon belegt ist oder die nächste weiter entfernt ist – vor allem in ländlicheren Regionen ist das ein Problem.

10.722 Ladestationen gibt es insgesamt in den Kreisen und Städten Nordrhein-Westfalens (Stand: 1. April 2022), das zeigen Zahlen der Bundesnetzagentur. Auf jede von ihnen kommen im bevölkerungsreichsten Bundesland durchschnittlich 13,7 E-Autos. Die meisten Autos auf eine Ladestation kommen im Rheinisch-Bergischen Kreis zusammen: 24,9. Hier gibt es 111 Säulen. Der Kreis liegt östlich von Leverkusen und Köln.

Düsseldorf mit 9,7 Autos, Duisburg (9,7), Essen (6,4) und der Kreis Kleve (8,0) bleiben als die einzigen Orte in NRW mit der Quote unter zehn Autos pro Ladesäule. Immer mit dem Risiko, dass viele gleichzeitig auftanken wollen. Damit erfüllen die drei Städte und der Kreis die von der Europäischen Union genannte Zielgröße von 10 Elektroautos pro öffentlichem Ladepunkt. Die anderen Kreise und Städte des bevölkerungsreichsten Bundeslandes bleiben dahinter zurück.

Wer dort aufladen will und deshalb länger warten muss, entscheidet sich vielleicht für die sogenannte „Wallbox“. Das ist eine Ladestation für das E-Auto, die die Fahrer zu Hause an eine Wand anbringen können – zum Beispiel in einer Garage. Je nach Bedarf für den E-Auto-Akku und nach Variante der Ladestation kostet die Wallbox zwischen 400 bis 1800 Euro.

Es gibt sie mit verschiedenen Ladeleistungen: 3,7 Kilowatt, elf Kilowatt und 22 Kilowatt. Der ADAC hat hierfür Richtwerte ermittelt bei einem E-Auto, das einen Akku von 40 Kilowattstunden hat: Vollgeladen ist es bei der 3,7 Kilowatt-Wallbox durchschnittlich nach elf Stunden, bei der elf Kilowatt-Variante durchschnittlich nach drei Stunden, bei der Ladestation mit 22 Kilowatt durchschnittlich nach anderthalb Stunden. Allerdings hängt es auch vom Auto selbst ab, wie schnell es aufgeladen ist. Deshalb braucht nicht jeder Autofahrer eine Wallbox mit dem Leistungsumfang von 22 Kilowatt, denn das ist auch ganz schön stromintensiv.

Deshalb müssen Nutzer auch melden, wenn sie eine private Ladestation haben, damit die Stromnetzbetreiber den Bedarf in den einzelnen Regionen einschätzen können. Wer mehr als 11 Kilowatt für den Aufladevorgang braucht, also zum Beispiel eine 22 Kilowatt-Variante nimmt, muss sich sogar eine Genehmigung beim Netzbetreiber einholen. Denn diese Ladestationen brauchen so viel Energie, dass die Netze dadurch auch überlastet werden könnten – vor allem wenn an einem oder mehreren Orten immer mehr E-Autos fahren und alle zur gleichen Zeit aufladen wollen. Zum Beispiel nach der Arbeit, damit das Auto am nächsten Morgen wieder einsatzbereit ist.

Vor allem in den ländlicheren Regionen, wo pro öffentlicher Ladestation zwischen 10,6 und 24,9 Autos da sind, haben mehr Menschen eine Wallbox. Das zeigt auch die Studie der Kfw: In den städtischen und ländlichen Kreisen haben 34 bis 38 Prozent der Haushalte einen „elektrischen Stellplatz“. Hier ist die Gefahr der Netzüberlastung also deutlich größer. In den Großstädten liegt der Anteil bei rund 19 Prozent – also bei knapp der Hälfte.

Wer sich in der Vergangenheit schon für die angebrachte Aufladestation entschieden hat, konnte von November 2020 bis Oktober 2021 sogar eine Förderung bei der staatlichen Kfw-Bank beantragen: Die lag bei 900 Euro, wenn Käufer auch mehr als 900 Euro für die Wallbox bezahlen mussten. Bei zwei Ladesäulen gab es 1800 Euro, wenn die Kosten auch über diesem Betrag lagen. Insgesamt 900.000 Anträge dazu seien bei der Bank eingegangen, berichtet ein Sprecher. Finanziert wurden die Fördermittel vom Bundesverkehrsministerium. Zurzeit laufe auch ein Förderprogramm für die Ladesäulen-Installation bei Unternehmen und in Kommunen, sagt ein Sprecher. Das wäre für viele Fahrer eine Alternative zur eigenen Wallbox. Ob die Förderung für die private Wallbox wiederaufgenommen wird, ist noch nicht bekannt.

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