Düsseldorf VRR startet Test mit neuer Ticket-App

Düsseldorf · Der Verkehrsverbund testet ab nächster Woche sein nextTicket. Mit der App kommt für Nutzer auch ein neues Tarifsystem, bei dem Fahrten nicht mehr nach Zonen, sondern kilometergenau abgerechnet werden.

Einfach und intuitiv - so lautete die Maßgabe des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) bei der Entwicklung seiner neuen Ticket-App nextTicket. Herausgekommen ist ein übersichtliches Tool, das es seinen Nutzern ermöglichen soll, mit wenigen Klicks einen Fahrschein zu buchen. Neu ist dabei, dass Fahrgäste nicht mehr ein Ticket für bestimmte Zonen oder Preisstufen kaufen. Vielmehr berechnet sich der Preis für App-Nutzer nach den tatsächlich gefahrenen Kilometern.

So ist zumindest der Plan. Bis es soweit ist, dauert es aber noch mindestens bis zum Winter 2018. Ab dem 1. März startet eine erste dreimonatige Test-Phase der App. Dabei soll besonders die Technik geprüft werden. Funktioniert die Registrierung? Klappt die Buchung? Ist die Abrechnung korrekt? Zunächst gilt der alte Tarif. Erst später, in einer zweiten Testphase, werden sich auch die Preise ändern: Ab Juli kommt der neue elektronische Tarif zur Anwendung. Dieser setzt sich zusammen aus einem Festpreis - je nach Preisstufe zwischen 1,40 und 1,45 Euro - sowie 20 Cent pro gefahrenem Kilometer.

Für den Test hat der VRR in den vergangenen Wochen Freiwillige gesucht. Rund 3200 haben sich registriert. "Die Resonanz ist schon jetzt sehr groß", sagte VRR-Vorstand José Luis Castrillo bei der Vorstellung der neuen App. Er hofft, durch nextTicket neue Kunden zu gewinnen, die bislang eher selten den Öffentlichen Nahverkehr nutzen. "Fahrgäste müssen nun nicht mehr am Automaten stehen und sich umständlich den besten Tarif suchen, sondern können nach wenigen Klicks einfach losfahren", sagte Castrillo.

In der Praxis schaut das dann so aus: Der Fahrgast steht an der Haltestelle und öffnet die App (siehe Bild eins). Diese ortet ihn und schlägt eine Haltestelle vor. Er bestätigt diese und bucht sich ein (Bild zwei). Nach kurzer Zeit erscheint sein Ticket auf dem Bildschirm. Darauf sind seine Starthaltestelle, die Anzahl der Fahrgäste, die Dauer der bisherigen Fahrt, sein Name und sein Geburtsdatum vermerkt (Bild drei). Letztere Angaben werden dem VRR zufolge zur Prüfung des Tickets durch Kontrolleure benötigt. Dazu erscheint auf dem Ticket auch ein QR-Code, der von den Kontrolleuren eingelesen wird. Steigt der Fahrgast aus, öffnet er die App erneut und bucht sich aus. Danach wird angezeigt, wie viel die Fahrt gekostet hat, und am Monatsende abgebucht.

Das System der kilometergenauen Abrechnung sei für die Fahrgäste gerechter, sagte Castrillo. Es mache dabei keinen Unterschied mehr, ob man auf dem Land oder in der Stadt fahre. Eine versteckte Preiserhöhung solle es nicht geben. Besonders profitieren dürften davon Kunden, die an der Grenze eines Tarifbereichs wohnen und bisher für eine kurze Fahrt über die Grenze einen höheren Preis zahlen müssen.

Sollte der Test erfolgreich sein, könnte das nextTicket für alle Kunden verfügbar werden. Der VRR geht aber nicht davon aus, dass es das normale Ticket ersetzen wird. Dennoch sei ein Trend weg vom Analogen hin zum Digitalen bemerkbar. "Bereits heute nutzen 750.000 Menschen unsere VRR-App, und es werden täglich mehr", sagte Castrillo. Altersgruppen spielten dabei kaum eine Rolle. "Die Kunden verändern sich - genau wie der Mobilitätsmarkt. Darauf reagieren wir mit neuen Angeboten."

Insgesamt wurde nextTicket mit 600.000 Euro vom Land gefördert. Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sieht darin eine große Chance und sprach von einem Angebot, das die Menschen aus ihrem Alltag mit dem Smartphone kennen. "Damit muss man nun nicht mehr am Ticketautomaten verzweifeln", sagte er. Wichtig sei das Projekt auch im Zuge der Luftreinheitsdebatte und mit Blick auf drohende Diesel-Fahrverbote. Während beim Bundesverwaltungsgericht die Probleme besprochen würden, würden hier die Antworten geliefert, sagte er.

(maxk)
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