Immobilienkonzern Vonovia verzeichnet Rekordgewinn

Bochum · Der Immobilienkonzern erwartet für das kommende Jahr wegen der stark gestiegenen Energiepreise deutlich höhere Nebenkostenabrechnungen. ES verschärfe sich das soziale Ungleichgewicht, so Konzernchef Rolf Buch.

                  

                 

Foto: dpa/Marcel Kusch

Die Nebenkostenabrechnungen für Mieter werden im kommenden Jahr deutlich höher ausfallen als in diesem Jahr. Erst dann wird man die Auswirkungen der jetzt enorm gestiegenen Energiekosten zu spüren bekommen.

Aus Sicht von Rolf Buch, dem Chef des größten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia, wird diese Entwicklung auch gesellschaftliche Folgen haben: „Das soziale Ungleichgewicht in Deutschland wird sich durch die hohen Energiepreise verschärfen“, sagte Buch am Freitag bei der Bilanzvorlage des Unternehmens. Gleichzeitig kündigte der Manager an, dass man mit betroffenen Mietern gemeinsam nach einer Lösung suchen wolle. Für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine hat Vonovia auf einer Plattform insgesamt 250 Wohnungen zur Verfügung gestellt.

Um mehr als 18 Prozent würde Haushaltsenergie teurer, so Buch. Eine Konsequenz daraus: „Wir müssen unabhängiger von internationalen fossilen Brenstoffen werden.“ Da ist sich der Konzernchef mit Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) einig. Außerdem wird aus seiner Sicht die Notwendigkeit der energetischen Sanierung von Immobilien immer dringlicher, genau wie der Ausbau der erneuerbaren Energien. „Zwei Drittel unserer Wohnungen werden noch mit Gas beheizt“, so Buch. Die Energiekosten machten etwa 30 Prozent der Nebenkostenabrechnung aus. Für den eigenen Bestand hat die Gruppe ihr Klimaziel vorgezogen. Ein „nahezu klimaneutraler Gebäudebestand“ solle nun schon 2045 und nicht wie bisher geplant erst 2050 erreicht sein, kündigte Buch an.

Was das Geschäft des Bochumer Konzers angeht, kann Buch zufrieden sein. Der operative Gewinn FFO, die maßgebliche Kennziffer für den Erfolg eines Immobilienunternehmens, ist im vergangenen Jahr um fast 14 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro gestiegen. Das ist ein Rekordwert, der in diesem Jahr aber noch einmal verbessert werden soll. Irgendwo zwischen 2,0 Milliarden und 2,1 Milliarden Euro soll der FFO liegen, und von da aus soll es in den kommenden Jahren sogar noch weiter nach oben gehen. Die gleiche Wachstumsgeschwindigkeit plant Vonovia auch beim Umsatz, der auf 6,2 Milliarden bis 6,4 Milliarden Euro klettern soll. Bei den Erlösen von mehr als fünf Milliarden Euro im vergangenen Jahr hat Vonovia auch von Mietsteigerungen profitiert. Die betrugen im Durchschnitt 2,4 Prozent, wobei das Gros der Steigerungen nach Angaben des Konzerns auf modernisierte Wohnungen entfällt. Die Durchschnittsmiete lag damit bei 7,33 Euro pro Quadratmeter.

Trotz dieser Perspektive büßte die Aktie des Unternehmens bis zum Freitagmittag knapp drei Prozent an Wert ein und lieferte damit znächst die zweitschwächste Performance im Deutschen Aktien-Index (Dax). Das liegt natürlich auch an einem eher schwachen Gesamtmarkt, in dem nur eine gute Handvoll der Dax-Mitglieder übrhaupt Gewinne verzeichnen konnte, aber vermutlich auch daran, dass die Dividende mit 1,66 Euro (und damit drei Cent weniger als für 2020) schwächer ausfallen soll, als das Analysten erwartet hatten.

Der Wert des Immobilien-Portfolios ist im vergangenen Jahr noch einmal deutlich gestiegen. Um etwa 150.000 auf jetzt 565.000 Wohneinheiten ist der Bestand demnach gewachsen – vor allem durch die Übernahme des Berliner Immobilienkonkurrenten Deutsche Wohnen – und hat einen Wert von knapp 98 Milliarden Euro erreicht, ein Plus von nahezu zwei Dritteln gegenüber dem Stand von Ende 2020. Bei der Deutsche Wohnen hält Vonovia seit Oktober des vergangenen Jahres knapp 88 Prozent der Stimmrechte. Für den Deal, der 2021 erst im zweiten Anlauf zustande kam, haben die Bochumer etwa 18,4 Milliarden Euro gezahlt. Nach der Übernahme wolle Vonovia in diesem Jahr erst einmal keine weiteren großen Zukäufe tätigen.

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