Klimaschutz im Schlaf Wie Sie von NRW aus mit dem Nachtzug in den Urlaub fahren können

Düsseldorf · Wohin kann ich von Düsseldorf, Köln oder Bonn aus mit dem Nachtzug verreisen? Wie ist die Ausstattung in den Abteilen? Wo kaufe ich die Fahrkarten, wie teuer ist eine Fahrt? Wir geben eine Übersicht. Dabei ist auch Interrail eine spannende Alternative gerade für junge Leute.

 Mit dem Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) können Reisende von Düsseldorf aus etwa nach Wien, Passau oder Linz fahren.

Mit dem Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) können Reisende von Düsseldorf aus etwa nach Wien, Passau oder Linz fahren.

Foto: dpa/Gioia Forster

Mit dem Ausbau von Billigfliegern und Fernbus-Linien hat der Nachtzug vor einigen Jahren an Bedeutung verloren. Nun gilt er unter einigen Reisenden wieder als echte Alternative zum klimaschädlichen Flugverkehr. Mit Schlafmöglichkeiten ausgestattet, dient er dazu, über Nacht möglichst lange Strecken mit wenigen Zwischenhalten zurückzulegen. „Dabei gibt es je nach Komfortanspruch und Geldbeutel für jeden etwas Passendes“, sagt Sebastian Wilken. Er beschäftigt sich auf seinem Blog „Train Tracks“ mit dem Thema Zugfahrten in Europa. Im Schlaf in den Urlaub – das ist für ihn nicht nur effizient und klimafreundlich, sondern auch Reiseromantik pur. Aber funktioniert das auch von NRW aus? Wir geben Antworten auf einige Fragen.

Welche Züge fahren ab NRW?

Das größte Streckennetz in Europa betreiben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Sie haben das Nachtzug-Geschäft der Deutschen Bahn übernommen, die ihr Schlafwagenangebot 2016 aufgegeben hat. Der Großteil der Nachtzüge, in die Reisende in NRW steigen können, wird von den ÖBB betrieben. Von Aachen aus geht es nach Brüssel, von Bonn aus zum Beispiel nach Innsbruck sowie von Köln und Düsseldorf aus nach Wien, Passau oder Linz. Die Kosten für eine Fahrt können stark variieren: Wer zum Beispiel am Karfreitag, 15. April, um 21.44 Uhr am Düsseldorfer Hauptbahnhof in den ÖBB-Nightjet einsteigt, kommt für einen Preis ab 109 Euro am nächsten Tag um 9.19 Uhr am Hauptbahnhof in Wien an. Am 19. April können Reisende die selbe Strecke für einen Preis ab rund 40 Euro fahren.

Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es auch eine Nachtzug-Verbindung von Amsterdam über die Rhein-Ruhr-Region nach Zürich. Im Winter (dieses Jahr noch bis zum 25. März) können Urlauber von verschiedenen NRW-Städten aus mit dem Urlaubs-Express des Kölner Bahnunternehmens „Train4you“ in die Berge Tirols fahren. Das Unternehmen bietet auch Fahrten nach Innsbruck an. Zwischen Juni und September gibt es außerdem Verbindungen bis nach Verona oder Kärnten. Weil es sich beim Urlaubs-Express um einen Autoreisezug handelt, kann das eigene Fahrzeug mitgenommen werden. Das kostet für zwei Erwachsenen und zwei Kinder inklusive Auto und Frühstück allerdings schnell mehrere hundert Euro für eine einfache Fahrt. Eine Übersicht über wichtige Nachtzugstrecken ab deutschen Bahnhöfen bietet auch die Stiftung Warentest auf ihrer Internetseite.

Wie sind die Abteile ausgestattet?

Ein typischer Nachtzug verfügt über Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen. Ein Platz im Sitzwagen ist die günstigste Reisemöglichkeit. „Mir persönlich ist das zu unbequem. Wenn nur eine kürzere Strecke in der Nacht zurückgelegt wird, ist der Sitzwagen aber durchaus auch eine Option“, sagt Sebastian Wilken. Der Blogger bucht für seine Reisen meist einen Platz in einem Liegewagenabteil. Dort sind in der Regel vier bis sechs Reisende gemischt untergebracht, in den ÖBB-Nightjets gibt es jedoch auch Abteile nur für Frauen.

Die Liegen sind mit frischer Bettwäsche ausgestattet, ein Frühstück ist im Nightjet im Preis enthalten. Besonders bequem, aber auch am teuersten, reist es sich im Schlafwagen. Der Normalpreis liegt dort laut Stiftung Warentest meist bei 129 Euro oder 139 Euro pro Person. „Wenn der Liegewagen so etwas wie die Jugendherberge auf Schienen ist, dann ist der Schlafwagen so etwas wie das Hotel“, sagt Wilken. Unterschieden wird beim ÖBB-Nightjet zwischen einem Standard-Abteil mit kleiner Waschgelegenheit und einem Deluxe-Abteil mit Waschbecken, Dusche und WC. Auch Privatabteile für Familien, Paare und Freunde lassen sich bei vielen Anbietern buchen. Ein privates Liegewagenabteil gibt es bei den ÖBB etwa für maximal sechs Leute ab 199 Euro, ein eigenes Abteil im Schlafwagen für bis zu drei Reisende ab 140 Euro.

Wo gibt es Tickets?

„Die eine große europäische Suchmaschine für Nachtzüge gibt es leider nicht“, sagt Sebastian Wilken. Über die App und die Internetseite der Deutschen Bahn ließen sich zwar viele Verbindungen im Ausland anzeigen. Eine Preisauskunft sei dort jedoch nicht immer möglich. Wilken empfiehlt, direkt auf den Internetseiten der Anbieter zu schauen oder bei den DB-Reisezentren nachzufragen. Dort werden auch Fahrkarten für die ÖBB-Nightjets verkauft. Wer sein Ticket besonders früh bucht, kann bei Nachtzügen von Sparpreisen profitieren. Ein Ticket für einen Sitzplatz im ÖBB-Nightjet (2. Klasse) von Amsterdam nach Wien über Düsseldorf gibt es im Spartarif zum Beispiel montags bis donnerstags ab rund 30 Euro, ein Liegewagenplatz im Vier-Bett-Abteil ab rund 60 Euro (Frühstück inklusive). Die Buchung sollte dann am besten bis zu sechs Monate vor der Reise erfolgen. „Das bedeuten aber nicht, dass man nicht auch kurzfristig mit dem Nachtzug verreisen kann“, sagt Wilken, doch dann ist der Preis oft höher.

Muss der Startbahnhof erst mit einem anderen Zug erreicht werden, empfiehlt der Blogger, bei der Buchung der Züge darauf zu achten, dass genügend Zeit für den Umstieg bleibt. „Verspätet der Zubringerzug sich und der Nachtzug ist weg, ist das sonst sehr ärgerlich.“

Ist Interrail eine Alternative? Ja. Wer mehrere Zugfahrten im Ausland plant, für den könnte sich laut Wilken sowieso ein Interrail-Ticket lohnen. Erwachsene zwischen 28 und 60 Jahren zahlen für freie Fahrten an sieben Tagen eines Monats 335 Euro. Vier Tage in einem Monat kosten nur 246 Euro, was für eine Hin- und Rückfahrt nach Athen oder Lissabon locker reicht (natürlich auch mit „normalen“ Zügen). Für Nachtzüge ist allerdings immer eine Reservierung erforderlich. Die per Interrail nutzbaren Nachtzüge in ganz Europa sind online auffindbar. Jugendliche bis 26 Jahren zahlen nur 185 Euro für vier Tage in einem Monat. So ist auch ohne Billigjet eine Reise in den Süden möglich, nach Mallorca fährt übrigens ab Barcelona eine schöne Fähre.

Was ist mit Gepäck und Fahrrädern?

Auf einigen Strecken wie von Düsseldorf nach Verona können Reisende ihr Fahrrad mitnehmen. Wer mit dem ÖBB-Nightjet nach Wien möchte, muss sein Fahrrad allerdings zuhause lassen. Für Koffer und Taschen gibt es Stauraum in den Abteilen, besonders große Koffer werden woanders im Wagen untergebracht. „Das ist auch ein Vorteil gegenüber dem Flugzeug – dass man so viel Gepäck mitnehmen kann, wie man möchte“, sagt Wilken.

Reisende können ihr Gepäck auch zum Urlaubsort vorschicken lassen. Die ÖBB bietet das etwa in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz an. Ein Koffer kostet 39 Euro, Sondergepäck (wie etwa Skier) wird für 54 Euro verschickt.

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