Vodafone vor neuem Umbau

Das Geschäft mit großen Kunden wird ab April deutlich mehr aus London statt aus Düsseldorf gesteuert. Vertriebskooperationen werden wichtiger. Und insgesamt zeichnet sich ein weiterer Sparkurs ab – bis zu 1000 Stellen könnten rein rechnerisch wegfallen.

Düsseldorf/London Deutschlands zweitgrößter Telefonkonzern,Vodafone Deutschland, steht erneut vor einem scharfen Wandel. Das Großkundengeschäft mit Konzernen wie BMW, BASF, Deutsche Post oder wichtigen Mittelständlern wird ab dem 1. April stärker direkt von der Londoner Konzernzentrale aus gesteuert. Gleichzeitig will Vodafone heute einen neuen Partnervertrag mit dem Kerpener Computer-Dienstleister Computacenter abschließen – anstatt fast nur Mobilfunk und DSL zu verkaufen, sollen Firmenkunden Allround-Pakete inklusive Computer-Service erhalten. Und während im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt die neue, 19-stöckige Vodafone-Zentrale in den unteren Stockwerken bereits eine weiss-silbrige Fassade erhält, deutet sich ein harter Sparkurs in Deutschland an: Das Budget des wichtigsten Ablegers der weltweiten Vodafone-Gruppe für das nächste Geschäftsjahr sieht nach Informationen von Firmeninsidern so starke Ausgabenkürzungen vor, dass rechnerisch fast 1000 der aktuell rund 11 000 Stellen hierzulande wegfallen müssten. Tatsächlich rechnet zwar niemand mit betriebsbedingten Kündigungen, doch bei den "Roten" (so der Telekom-interne Name für Vodafone) regiert der Rotstift künftig noch stärker mit.

Zu den Details des Umbaus: Bisher wurden nur rund 250 Konzerne als sogenannte "Key-Accounts" (Schlüsselkunden) direkt von der aus London gesteuerten Organisation Vodafone Global Enterprise (VGE) für Großkunden betreut. Doch weil Vodafone-Weltchef Vittorio Collao die weltweite Betreuung von Konzernen und großen Mittelständlern als zweites großes Wachstumsfeld neben dem Vordrängen nach Indien und in andere Schwellenländer ansieht, soll VGE nun ab April rund 1500 solcher Kunden betreuen. Die meisten von ihnen werden aus Deutschland kommen, wo Vodafone über den mittlerweile übernommenen Festnetzableger Arcor schon viele Jahre lang Firmenkunden hatte.

Da aber die deutschen Kundenbetreuer nun um ihre Leistungszulagen fürchten, versucht man sie bei dem Umbau nicht zu hart vor den Kopf zu stoßen. "Wir sind beim Vertrieb ein Team", sagt Jan Geldmacher, für das deutsche Großkundengeschäft zuständiger Geschäftsführer, "und in Deutschland gemachte Umsätze werden auch weiterhin hier abgerechnet."

Gleichzeitig ist jedoch klar, dass deutsche Konzerne und größere Mittelständler von einer speziellen Task-Force in Düsseldorf aus betreut werden – die leitet der Holländer Ivo Rook als Abgesandter der VGE-Gruppe, der sich gleichzeitig mit Geldmacher abstimmen muss.

Die entscheidende Frage ist nun, wie stark die Euro-Krise indirekt auch Vodafone-Deutschland trifft. Früher hatte die Vodafone-Gruppe gegenüber der Telekom den großen Vorteil, dass sie in den wichtigsten Staaten Süd- und Westeuropas stark vertreten war – die Telekom ist dagegen in Osteuropa Marktführer.

Für den morgigen Tag erwarten Konzerninsider nun aber, dass Vodafone bei der Verkündigung der Geschäftszahlen erneut so wie im Vorquartal miese Ergebnisse einer ganzen Kette von südeuropäischen Ablegern melden muss. Interne Spekulationen besagen, dass es in Italien, Spanien und sogar Großbritannien schwache Zahlen hagelt – wogegen sich Vodafone-Deutschland nach Informationen unserer Zeitung gut hält. Der Druck, aus Düsseldorf mehr Geld nach London zu überweisen, wird also zunehmen.

An den Investitionen wird aber nicht gespart. Indem das Mobilfunknetz auf LTE hochgerüstet wird, sollen hohe Kosten gespart werden. Die Umrüstung in Deutschland ist weltweites Vorzeigeprojekt für Vodafone.

So erwarten Konzernkenner, dass Vorstandschef Friedrich Joussen nach neuen Möglichkeiten des Outsourcings suchen muss. Vodafone Deutschland hat mehr eigene Mitarbeiter als die Schwestergesellschaften, da könnten noch mehr Jobs ausgelagert werden, wird spekuliert. Die Netztechniker gingen zu Ericsson, die Kundenbetreuung für das Festnetz in Essen wechselt zu Bertelsmann – es wird wohl noch einige Diskussionen geben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort