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Caravan Salon in Düsseldorf Das Wohnmobil wird digital

Düsseldorf · Der Markt für Wohnmobile und Camping boomt seit Jahren. Jetzt bringt die Digitalisierung einen neuen Wachstumsschub für die Branche – und Komfort für Reisende.

Vorrangig war der Vodafone-Manager Dirk Ellenbeck, 45, bis vor wenigen Tagen im Urlaub an der französischen Atlantikküste, ein bisschen war es auch eine Dienstreise: Er probierte mit Ehefrau und den zwei Kindern aus, welche Vorteile die mit einer Reihe an Partnern vollzogene digitale Aufrüstung seines Wohnmobils der Marke Adria hat. Am meisten hatte ihn die automatische Niveauangleichung mit per App ausfahrbaren Hubstützen neben den vier Rädern begeistert. „Der Wagen stand so immer gerade“, sagt er, „im Prinzip könnte man den Mechanismus auch als Einschlafhilfe nutzen. Dann würde der Wagen uns langsam in den Schlaf wiegen.“

Am Rande des am Samstag startenden Caravan Salons in der Düsseldorfer Messe will der Mobilfunkkonzern das Vorzeige-Fahrzeug Geschäftspartnern zeigen. Die Alarmanlage überwacht alle Türen und meldet einen Einbruch oder unerlaubtes Wegfahren des Fahrzeugs aufs Handy. Klimaanlage und Heizung lassen sich von unterwegs anschalten – interessant für Wintercamper. Die Fahrräder auf dem Heck haben eine Mobilfunkkarte integriert – so können sie nach einem Diebstahl gefunden werden. Und auf dem Monitor beim Fahrer lassen sich auch viele Infos vom Handy aus aufrufen. „Als wir Paris passierten, nutzten wir neben dem eingebauten Navi Google-Maps per App“, sagt Ellenbeck, „Staus ließen sich so am besten frühzeitig erkennen.“

Dabei zeigt das Auto von Vodafone nur, wie sehr die Wohnmobil- und Campingbranche zunehmend auf Vernetzung setzt. „Der Boom beim Caravaning hängt auch mit der digitalen Revolution zusammen“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes. „Die Menschen nutzen elektronische Helfer, um die Route zu planen, einen Stellplatz zu finden und sie erleichtern mit digitaler Hilfe die Bedienbarkeit der Fahrzeuge und erhöhen deren Komfort.“

Viele Beispiele zeigen, wohin der Trend geht. Den berühmten ADAC-Campingführer und ähnliche Angebote gibt es seit Jahren auch per App – zehntausende Wohnmobilnutzer oder Camper suchen sich also nicht nur den Platz so heraus, sondern nutzen die Anfahrtsbeschreibung auf dem Display von Handy oder Tablet-PC.

Der Zulieferer Truma ermöglicht, die Füllmenge der Gasflasche mit der Funktechnik Bluetooth und dann per App zu kontrollieren. Die Telekom bietet an, Autos für 9,95 Euro im Monat zum digitalen Wlan-Hotspot mit einem Inklusivvolumen von zehn Gigabyte zu machen – so lässt sich die nicht immer optimale Wlan-Versorgung mancher Zeltplätze per Mobilfunk umgehen. Natürlich hat Vodafone mit dem Gigacube ein ähnliches Angebot.

Gleichzeitig lassen sich in Wohnmobilen immer häufiger viele Funktionen über ein gemeinsames Display steuern. So wird Mercedes nach Brancheninformationen auf der Messe einen „Sprinter Connected Home“ und einen ähnlichen Marco Polo vorstellen. „Diese Vernetzung der Fahrzeuge ist spannend“ sagt der Essener Wohnmobilnutzer Markus Becker, „insgesamt ist das Reisen so einfacher und sicherer.“

Dabei hat die Digitalisierung auf dem Campingplatz Nebeneffekte: Bücher, CDs oder Videos müssen nicht mehr mitgenommen werden, sondern werden geladen – das spart Gewicht. Immer häufiger nutzen Freiberufler oder andere Beschäftigte Wohnmobil oder Wohnwagen, um unterwegs zu arbeiten. „Wir sind immer da, aber wir sind da, wo wir wollen“, sagen der App-Entwickler Harald Schlangmannn, 52, und seine Partnerin Monika Werres, 46. Lange lebten sie in Köln, dann arbeiteten sie nur von unterwegs, jetzt bereiten sie von Glücksburg aus eine USA-Reise für einige Monate vor. „Wir freuen uns“, sagt Werres.

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