Fußball-Weltmeisterschaft Viele Sponsoren halten dem DFB die Stange

Düsseldorf · Der Ausstieg des Kölner Handelskonzerns Rewe aus dem Kooperationsvertrag findet noch keine Nachahmer. VW übt immerhin scharfe Kritik am Weltfußballverband Fifa – auch mit Katar als Großaktionär.

WM 2022: Adidas, VW und Co. - Das sind die Sponsoren der DFB-Elf
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Das sind die Sponsoren der DFB-Elf

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Foto: dpa/Christophe Gateau

Es war die erwartbare und vom Unternehmen wohl auch einkalkulierte Reaktion: Rewes vorzeitiger Ausstieg aus der Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund hat zumindest in Teilen der sozialen Netzwerke eine Beifallswelle ausgelöst. „Endlich mal ein großer Hersteller, der was auf sich hält. Weiter so“ und „Fantastisches Zeichen zur richtigen Zeit“, hieß es beispielsweise auf Instagram, wo auch Bundesligist 1. FC Köln seine Solidarität mit seinem Hauptsponsor Rewe bekundete. „Tipptopp“, „konsequente Entscheidung“ und „Richtig, die Sprache des Geldes“ war unter anderem bei Twitter zu lesen. Auch die Tatsache, dass der Vertrag zwischen dem Kölner Handelskonzern und dem deutschen Fußballverband Ende Dezember ohnehin ausgelaufen wäre, ändert nichts an dem weitgehend positiven Urteil.

„Respekt, Rewe“, „Zack, ein Werbepartner weniger. Die einzige Sprache, die DFB und Fifa verstehen. Mögen hoffentlich noch viele Folgen“, steht auch bei Twitter, aber das wird vermutlich ein frommer Wunsch bleiben. Denn außer dem Kölner Handelskonzern mag sich derzeit niemand distanzieren, zumindest nicht so weit, dass es spürbare Folgen für die eine oder andere Seite hätte. Weder von der Fifa noch vom DFB, zu dessen regelmäßigen Kooperationspartnern beispielsweise der Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo gehört. Der erklärte auf Anfrage: „Wir haben die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der anderen europäischen Fußballverbände, auf das Tragen der ‚One-Love-Binde‘ zu verzichten, zur Kenntnis genommen. Wir bedauern, dass die Binde nicht getragen wird, unterstützen die verschiedenen Initiativen des DFB mit Blick auf Menschenrechte, Diversität und Chancengleichheit und stehen in engem Austausch mit dem Verband.“ Die Zusammenarbeit mit dem nationalen Verband steht da nicht zur Disposition.

Und die anderen? „Wir werden die Partnerschaft nicht beenden. Wir stehen in engem Austausch mit unserem jahrzehntelangen Partner DFB und setzen auf den gemeinsamen Dialog“ (Adidas), „wir halten nichts von überstürzten Entschlüssen und müssen zunächst die Hintergründe der Entscheidung des DFB verstehen“ (Deutsche Telekom), „grundsätzlich harmonische Zusammenarbeit (van Laack, Bekleidungshersteller). Letzterer verwies gleichzeitig auf die rechtlichen Begleitumstände. Aus juristischen Gründen erscheine eine „hektische Kündigung kaum möglich“.

VW sieht ebenfalls keinen Anlass, die Kooperation zu beenden. Es habe beim DFB in den vergangenen Monaten viele gute Entwicklungen gegeben, man wolle auch künftig mit dem Verband „gemeinsam an positiven Veränderungen im Fußball insgesamt arbeiten“, teilte der Autobauer mit. Mit Blick auf den Weltfußballverband wurde das Unternehmen, das immerhin Katar als Großaktionär an Bord hat, fast schon überraschend deutlich: Dass die Fifa das Tragen der „One-Love“-Kapitänsbinde unter Strafe stellen wollte, sei „nicht akzeptabel“. Man hätte es begrüßt, wenn die europäischen Verbände ein solches Zeichen für Vielfalt bei diesem Turnier gesetzt hätten. Wie man es dreht und wendet: Das ist auch ein Statement gegen die Politik in Katar.

Bei Rewe ist der Schaden durch das Kooperationsende sechs Wochen vor dem Ablauf des Vertrages überschaubar. Dem Unternehmen gehen nach dessen Angaben Einnahmen in siebenstelliger Millionenhöhe verloren, was aber bei einem Konzern mit weit mehr als 70 Milliarden Euro Umsatz nur unwesentlich ins Gewicht fällt. Und zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der Aufwand, den Rewe für diese WM getrieben hat, deutlich geringer war als vor den vorangengagenen Weltturnieren. Das Sammelalbum mit 35 Spielerkarten war alles, und das hatte nicht mal einen echten Katar-Bezug. Insofern war die Kooperation mit Blick auf die Endrunde in Vorderasien ohnehin schon eingeschränkt. Was allerdings nichts daran ändert, dass Rewe mit seinem Schritt ein wichtiges Signal ausgesandt haben könnte.

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