Frankfurt Viele Deutsche misstrauen Banken

Frankfurt · Laut einer Studie gibt es hier mehr Kritiker als sonst in Europa.

Deutsche Kunden haben weniger Vertrauen zur Bankenbranche als die anderer Länder. Fast zwei von fünf deutschen Bankkunden (37 Prozent) sagten nach einer Umfrage der Unternehmensberatung EY, früher Ernst & Young, dass ihr Vertrauen in die Branche gesunken sei. Damit trauen sie den Geldhäusern fast zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise immer noch nicht. Weltweit ist nur bei jedem vierten der befragten 52.000 Kunden das Vertrauen gesunken, hier ist man nur in den Krisenländern Italien und Spanien kritischer gegenüber der Finanzbranche als in Deutschland.

Der eigenen Hausbank gegenüber aber sieht es anders aus: Der vertraut jeder zweite Deutsche voll. Weltweit sind das jedoch nur 40 Prozent der Kunden. Man müsse zwischen der Branche und der Hausbank unterscheiden, meint Ulrich Trinkaus, Partner von EY. Die Branche leide unter den negativen Schlagzeilen. "Sicherlich ist das ein oder andere fragwürdige Geschäft getätigt worden, zumindest in der Wahrnehmung der Endkunden", meint Trinkaus.

Doch die einzelne Hausbank mache ihren Job offensichtlich doch recht gut: Zumindest vertrauen laut Umfrage die deutschen Kunden der eigenen Hausbank vor allem, weil sie ihr Geld dort für sicher halten und sich vor Betrug geschützt sehen. Allerdings können sich die Geldhäuser deshalb nicht zurücklehnen: Nur jeder vierte Kunde sowohl in Deutschland als auch weltweit meint, dass seine Bank seine individuellen Bedürfnisse verstehe. Ein Manko, dass die Institute dringend angehen sollten, glaubt Trinkaus: Da müssten sich die Banken stärker auf die Lebenssituation des Einzelnen konzentrieren und versuchen, ihn besser zu verstehen und ihm entsprechend zugeschnittene Angebote zu unterbreiten.

Dass viele Deutsche eher Online-Muffel sind, bestätigt die Studie ebenfalls. Zwar nutzen mit knapp drei Viertel immer mehr Kunden weltweit und in Deutschland Online-Banking über PC oder Laptop. Doch die Deutschen sind viel zurückhaltender beim Mobile-Banking über Handy, Smartphone oder Tablet: Während das in Skandinavien mehr als jeder Zweite nutzt, sind es in Deutschland 28 Prozent, nur die Schweizer sind mit 25 Prozent noch vorsichtiger. Das jeweilige Angebot ihrer Banken bewerten die Deutschen aber auch entsprechend schlechter; da kommen andere Branchen weit besser weg, etwa die Reiseanbieter.

Das nutzen so genannte Nichtbanken wie Fintechs oder Paypal. Von diesen sollten die etablierten Geldhäuser lernen, mahnt Trinkaus. Sie sollten ihre Angebote weiterentwickeln, kundenfreundlicher, vielleicht auch kostengünstiger gestalten. In den vergangenen Monaten haben einige Banken begonnen, ihre Zusammenarbeit mit den innovativen Fintechs auszubauen. Die Herausforderung werde sein, dieses Massengeschäft zu individualisieren - aber trotzdem kostengünstig zu bleiben, sagt Trinkaus.

(RP)
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