Köln Versicherungsmathematiker: Betriebsrenten vor Kollaps

Köln · Die Betriebsrenten in Deutschland stehen vor dem Kollaps und werden für die Wirtschaft zunehmend zum Problem. "Die Politik muss eingreifen, sonst fährt das System der Betriebsrenten vor die Wand", warnte Wilhelm Schneemeier, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) auf einer Veranstaltung in Köln. Nach Einschätzungen der Vereinigung der Versicherungsmathematiker werden aufgrund niedriger Zinsen immer mehr der rund 140 Pensionskassen ihre Rentenzusagen nicht erfüllen können. Das notwendige Kapitalvermögen könne nicht mehr schnell genug aufgebaut werden. In Zukunft würden immer mehr Erträge fehlen. Die Niedrigzinsphase fresse sich regelrecht in die betriebliche Altersvorsorge hinein.

Im Gegensatz zu Lebensversicherern können Pensionskassen Ansprüche kürzen. Das gilt sowohl für künftige Rentenansprüche als auch für Renten, die schon ausgezahlt werden. Aktuell haben bereits zwei Pensionskassen künftige Ansprüche gekürzt. In solchen Fällen haftet aber der Arbeitgeber. Er muss für die Leistungszusage in vollem Umfang geradestehen. Schneemeier: "Je nach Leistungsfähigkeit kann das das Unternehmen in Schwierigkeiten bringen." Daher möchte die DAV, dass Kürzungen für künftige Renten die aufgrund des Niedrigzinses notwendig werden und von der Versicherungsaufsicht genehmigt werden, dann auch arbeitsrechtlich zulässig sind. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens soll keine Rolle mehr spielen.

Längst würden Pensionskassen aufgrund der niedrigen Zinsen immer weniger Kapitalerträge erwirtschaften. Grund ist die Finanzkrise. Seither sind die Kosten für die Altersvorsorge in die Höhe geschossen. So musste man 1997 für eine Rente in Höhe von 1000 Euro pro Jahr 300 Euro sparen. Heute müssen die Kunden für die gleiche Rente 930 Euro pro Jahr aufbringen. "Die Kosten für die Altersvorsorge haben sich um mehr als das Dreifache erhöht", so Schneemeier.

(usk)
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