Verkehrsverbund zieht Bilanz VRR will mehr Geld vom Staat

Gelsenkirchen · Die Kosten steigen schneller als die Einnahmen. Fördermittel sollen helfen.

 Eine S-Bahn fährt durch Nordrhein-Westfalen.

Eine S-Bahn fährt durch Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Es ist eine ernüchternde Bilanz, die der neue Chef des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Ronald Lünser, am Dienstag ziehen musste. Sei es nun die S-Bahn, die Regionalbahn oder der Regionalexpress – in allen Produktgruppen seien die Linien 2018 unpünktlicher gewesen als noch im Vorjahr, sagte Lünser. Besonders verspätungsanfällig seien die RE1, RE5, RE7 und RE57 gewesen. Auch die Zugausfallquote ist dem VRR-Chef zufolge alarmierend: Pro Tag seien im Schnitt 150 Züge ausgefallen. Die Kunden zeigen sich angesichts dieser Entwicklung jedoch relativ robust. Die Werte für die Kundenzufriedenheit verharrten nahezu auf dem Vorjahresniveau bei einer Schulnote von 2,2.

Als Ursache für die schlechtere Qualität nannte Lünser die Schieneninfrastruktur, die größere Zahl von Baustellen (O-Ton Lünser: „Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Gleisbaustellen.“), die Häufung von extremen Wetterlagen, sowie mangelhafte Fahrzeuge und fehlendes Personal. Den Bedarf an Lokführern bezifferte er für NRW auf 130 fehlende Triebfahrzeugführer, in den kommenden Jahren werde dieser auf 300 bis 400 steigen.

Er könne den Kunden nicht zusichern, dass sich die Situation im laufenden und kommenden Jahr verbessere, sagte der VRR-Chef. Um die Eisenbahnunternehmen jedoch zu besserer Leistung anzustacheln, will Lünser das System der Strafzahlungen (Pönalen) bei schlechter Leistung reformieren und finanzielle Anreize für mehr Pünktlichkeit schaffen. Das betreffe sowohl neue Verträge als auch alte – wobei der Verkehrsverbundchef zugestand, dass dies bei Altverträgen juristisch eine Herausforderung sei.

Die Kunden müssen sich unterdessen im kommenden Jahr wieder auf steigende Preise einstellen. Denn die Kostensteigerungen von rund 30 Millionen Euro wurden mit einem Plus von 20,7 Millionen Euro auf der Einnahmeseite nicht gedeckt. Zudem kämpft der VRR mit rückläufigen Fahrgastzahlen und verzeichnete bei den Fahrten im Verbundraum einen Rückgang um einen Prozent auf 1,14 Milliarden. „Wir werden unsere Preise moderat weiterentwickeln müssen“, sagte der für die Tarife zuständige VRR-Vorstand, José Luis Castrillo. Diese könne sich etwa an der allgemeinen Preisentwicklung orientieren. Auf eine konkrete Prozentzahl wollte er sich jedoch nicht festlegen. Den Verantwortlichen im VRR ist bewusst, dass preissensible Kunden, insbesondere die Gelegenheitsfahrer, dadurch verschreckt werden könnten. „Gefordert sind deshalb Bund, Land und Kommunen“, sagte Castrillo. Diese müssten die bisherigen Förderprogramme ausbauen. „Wenn wir die Verkehrswende wollen, brauchen wir auch die Mittel“, sagte der VRR-Vorstand.

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